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Wenig Optimismus für Weltklimakonferenz

Ende dieses Jahres ist die nächste Weltklimakonferenz. Die Vorverhandlungen, die dazu seit vergangener Woche in Bonn liefen, geben Klimaschützern wenig Anlass zu Optimismus.

UN-Klimakonferenz in Bonn
Delegierte am letzten Tag der UN-Klimakonferenz: Das Treffen hat nach Meinung von Beobachtern kaum Annäherung gebracht. Foto: Christoph Driessen
Delegierte am letzten Tag der UN-Klimakonferenz: Das Treffen hat nach Meinung von Beobachtern kaum Annäherung gebracht.
Foto: Christoph Driessen

Zäh verlaufene Vorverhandlungen in Bonn deuten auf eine schwierige Weltklimakonferenz Ende dieses Jahres in Dubai hin. Wie zum Abschluss der zehntägigen Zwischen-Konferenz in Bonn deutlich wurde, zeichnen sich scharfe Konfliktlinien zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern ab. Diese verlangen mehr finanzielle Unterstützung, was die reichen Länder bisher aber nicht verbindlich zusagen wollen.

Zwar wurde in Bonn die technische Vorarbeit für Dubai geleistet - weitgehend unstrittige Punkte wurden abgeräumt -, doch in den wirklich kritischen Fragen hat das Treffen von etwa 5000 Delegierten aus aller Welt nach Meinung von Beobachtern kaum Annäherung gebracht. »Die Bonner Gespräche hätten in der Vorbereitung weiter vorankommen müssen«, kritisierte etwa der Klimaexperte der Hilfsorganisation Oxfam, Jan Kowalzig.

Keine nennenswerten Fortschritte

Die Umweltschutzorganisation WWF bedauerte, dass Bonn »nicht den nötigen Schwung« gebracht habe: »Stattdessen war die Diskussion geprägt durch einen spürbaren Vertrauensverlust, da die Industrieländer ihre Verpflichtungen nicht erfüllen.«

Greenpeace-Chef Martin Kaiser konnte ebenfalls keine nennenswerten Fortschritte erkennen. Die Verhandlungen seien vom Ukraine-Krieg und den Spannungen zwischen den USA und China überschattet worden, sagte Kaiser der Deutschen Presse-Agentur. »Zu dem erhofften Schub progressiver Länder ist es nicht gekommen.« Nun müsse man hoffen, dass das bis zur Weltklimakonferenz - kurz COP28 genannt - noch geschehe. »Aber in Bonn war die Ausgangslage dafür definitiv nicht gut.«

Der Germanwatch-Klimaexperte David Ryfisch sagte, im Zentrum der COP28 werde "der große Konflikt um die Zukunft des Energiesystems" stehen. Der Präsident der Konferenz, der Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Sultan Ahmed Al Jaber, habe sich in Bonn zwar dazu bekannt, dass es einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern geben müsse. Das könne aber auch Augenwischerei sein", warnte Ryfisch. "Niemand darf aus den Augen verlieren, dass die fossile Agenda noch immer der Antrieb der COP-Präsidentschaft ist."

»Der weltweite Ehrgeiz im Klimaschutz reicht nicht«

In Dubai ist eine Bestandsaufnahme der bisherigen Klimaschutzbemühungen geplant. »Die Überprüfung wird unweigerlich ergeben, was wir alle schon wissen: Der weltweite Ehrgeiz im Klimaschutz reicht nicht«, sagte Kowalzig von Oxfam. »Nun droht aber die Gefahr, dass in Dubai die politischen Schlussfolgerungen aus dieser Überprüfung insgesamt nur sehr schwach ausfallen - formal wird dann die Überprüfung abgeschlossen, aber die dringend notwendigen Kurskorrekturen zu mehr Klimaschutz und mehr Unterstützung für die ärmeren Länder könnten dabei ausbleiben.«

Neue Daten zur Klima-Krise hatten in Bonn ein düsteres Bild gezeichnet: Die vom Menschen verursachte Erderwärmung erreichte demnach im Jahrzehnt von 2013 bis 2022 bereits ein Plus von 1,14 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau. Mittlerweile nehme die Erwärmung mit einer Geschwindigkeit von über 0,2 Grad pro Jahrzehnt zu, warnten Wissenschaftler. In der Folge sei eine Verschärfung vieler Wetter- und Klimaextreme zu beobachten, insbesondere häufigere und intensivere Hitzewellen, Dürren sowie Starkregen in den meisten Regionen der Welt. Vor diesem Hintergrund hatte die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg in Bonn zu einer radikalen Kehrtwende im Kampf gegen die Erderhitzung aufgerufen.

© dpa-infocom, dpa:230615-99-64786/4