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Wüstner: Bundeswehr »noch im freien Fall«

Wie ist es aktuell um die Bundeswehr bestellt? Nicht gut, sagt der Vorsitzende des Bundeswehrverbands - und warnt gar vor einer Verschlechterung.

Andre Wüstner
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner. Foto: Michael Kappeler
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner.
Foto: Michael Kappeler

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner, sieht die Streitkräfte trotz der beschlossenen zusätzlichen 100 Milliarden Euro aktuell noch nicht auf dem Weg zum Besseren. »Momentan sind wir noch im freien Fall«, sagte Wüstner am Donnerstag im ARD-»Morgenmagazin« kurz vor der Bundeswehr-Tagung.

Die Bundeswehr leiste Gutes an der Nato-Ostflanke und bei Auslandseinsätzen. Zugleich gebe sie aber Gerät an die Ukraine ab und fülle dies noch nicht auf. Die 100 Milliarden Euro seien noch nicht in Verträgen. »Das heißt, es geht noch nach unten. Das ist die Realität«. Jetzt gehe es darum, im vierten Quartal Entscheidungen zum Umsteuern zu treffen.

Wüstner forderte Nachhaltigkeit im Wehretat. Er sollte für die kommende Legislaturperiode »75 Milliarden Euro plus« betragen. »Ansonsten brauchen wir gar nicht erst anfangen.« Der Verbandschef beklagte, die Bundeswehr sei »total überreguliert«. Auch sei die Nachwuchsgewinnung schwierig. bei der größten Zeitarbeitsfirma im Land bräuchten die Menschen Perspektiven, wenn sie sich für zehn oder zwölf Jahre bei der Bundeswehr verpflichteten.

Die Aussage von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, die von einer militärischen Führungsrolle Deutschlands sprach, unterstützte Wüstner. Diese müsse man wahrnehmen. Die Messlatte sei hoch gelegt. Es bedürfe hier noch viel Kommunikation innerhalb der SPD und in der Ampelkoalition.

Militärische und zivile Fachleute beraten auf der am Donnerstag in Berlin beginnenden Bundeswehrtagung über den weiteren Kurs der deutschen Streitkräfte. Am ersten Tag werden Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) und Generalinspekteur Eberhard Zorn - Deutschlands ranghöchster Soldat - sprechen. Am Freitag wird Bundeskanzler Scholz (SPD) bei dem Treffen erwartet.

© dpa-infocom, dpa:220915-99-768675/2