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Vizeadmiral: Cyberangriffe auf Infrastruktur realistisch

Die Cybertruppe ist für die IT und Cybersicherheit bei der Bundeswehr zuständig. Für deren Leiter, Vizeadmiral Daum, ist die Gefahr von Cyberangriffen real. Und er nennt auch konkrete Gefährder.

Daum und Pistorius
Verteidigungsminister Boris Pistorius steht bei seinem Antrittsbesuchs beim Kommando Cyber- und Informationsraum in Rheinbach neben Vizeadmiral Thomas Daum (l). Foto: Henning Kaiser/DPA
Verteidigungsminister Boris Pistorius steht bei seinem Antrittsbesuchs beim Kommando Cyber- und Informationsraum in Rheinbach neben Vizeadmiral Thomas Daum (l).
Foto: Henning Kaiser/DPA

Der Leiter der Cybertruppe der Bundeswehr, Vizeadmiral Thomas Daum, hat auf die mögliche Bedrohung durch Cyberangriffe in Deutschland hingewiesen. »Ich fürchte, wir müssen auch damit rechnen, dass irgendwann irgendwo ein Stromkraftwerk ausfällt«, sagte er am Rande des Antrittsbesuchs von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) beim Kommando Cyber- und Informationsraum (CIR) in Rheinbach bei Bonn.

»Die Gefahr geht von Russland aus«, sagte CIR-Inspekteur Daum. Er würde aber durchaus China, Nordkorea und den Iran »als Nationen nennen, die auch entsprechende Fähigkeiten besitzen«, sagte er. Einfache Angriffe, mit denen Server tausendfach angefragt und damit überlastet werden sollen, gebe es zuhauf, etwa auf Webseiten der Bundeswehr, der Bundesregierung oder von Flughäfen. Dazu kämen anspruchsvollere Angriffe, bei denen versucht werde, in die Systeme einzudringen - »aber dafür haben wir unsere entsprechenden Schutzmechanismen«, betonte Daum.

Die Cybertruppe ist für die IT und Cybersicherheit bei der Truppe zuständig. Sie wehrt Cyberangriffe ab, ist aber auch bei Auslandseinsätzen vor Ort: Feindliche Funksignale werden geortet, Drohnen gestört und abgewehrt. Spezialisten bauen in kurzer Zeit Kommunikationsnetze auf, oder es wird - ganz analog - mit Lautsprechern oder Handzetteln direkt mit der Bevölkerung kommuniziert.

Daum: »Müssen Fähigkeiten modernisieren«

Daum hält eine modernere Ausstattung seines Bereichs für erforderlich. »Wir müssen Fähigkeiten modernisieren, weil die natürlich alle irgendwie in die Jahre gekommen sind«, sagte der Inspekteur. Gerade für das Szenario Landes- und Bündnisverteidigung müssten die Spezialisten demnach breiter aufgestellt sein.

»Wir brauchen dann alle Bataillone mit einer Vollausstattung«, sagte Daum. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sei man bei Kriseneinsätzen letztlich nur punktuell immer wieder für einen neuen Einsatz aufgestellt worden.

Pistorius nannte es richtungsweisend, dass dank des Sondervermögens für die Bundeswehr auch bei den Themen Führungsfähigkeit und Digitalisierung aufgerüstet werde. Wichtig seien zum einen richtiges Material, »schnellstmöglich beschafft und eingeführt, ohne Goldrand, dafür einsatzfähig und benutzbar«, zum anderen effiziente Prozesse und Strukturen.

Pistorius betonte die Bedeutung der Cybertruppe für die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr. Sie sei die »unverzichtbare, existenzielle Grundlage der Arbeit aller Teilstreitkräfte«, sagte der Minister.

© dpa-infocom, dpa:230731-99-630198/2