WASHINGTON. Die USA wollen an ihrem harten Kurs gegen die Türkei trotz der Gegenmaßnahmen Ankaras festhalten. Vizepräsident Mike Pence erklärte, die Türkei sei gut beraten, US-Präsident Donald Trump und seine Entschlossenheit, US-Bürger nach Hause zu holen, nicht auszutesten.
Er und Trump würden nicht lockerlassen, bis der in der Türkei in Hausarrest sitzende US-Pastor Andrew Brunson bei seiner Familie in den USA sei, schrieb der Vizepräsident auf Twitter. An Brunson hatte sich der Streit zwischen den beiden Nato-Partnern entzündet. Zunächst hatten die USA Sanktionen und Strafzölle erhoben, um Brunson frei zu bekommen. Daraufhin erhöhte die Türkei am Mittwoch die Einfuhrzölle auf zahlreiche US-Produkte.
Während der Konflikt mit den USA festgefahren scheint, gibt es in einem anderen Fall Bewegung: Ein Istanbuler Gericht ordnete überraschend die Entlassung von Taner Kilic, Ehrenvorsitzender der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, aus der Untersuchungshaft an. Kilic wurde vor mehr als einem Jahr wegen Terrorvorwürfen inhaftiert. Amnesty begrüßte die Freilassung und forderte die Türkei auf, die Verfahren gegen Kilic und zehn weitere Menschenrechtler einzustellen.
Im vergangenen Jahr war das deutsch-türkische Verhältnis unter anderem wegen der Inhaftierung mehrerer Deutscher in der Türkei zerrüttet gewesen. Noch immer sitzen nach offiziellen Angaben sieben Deutsche aus »politischen Gründen« in Haft. Darunter ist der 73-jährige Enver Altayli, der vor einem Jahr inhaftiert wurde. Seine Tochter Zehra Der sagte der dpa, ihrem Vater gehe es schlecht. Er sitze weiter im Hochsicherheitsgefängnis in Ankara in Einzelhaft und habe unter anderem Schilddrüsen- und Magenprobleme. Die Tochter hoffe, dass Berlin weiter Druck ausübe.
Der evangelikale Pastor Brunson war 2016 im westtürkischen Izmir wegen Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft genommen worden und wurde kürzlich unter Hausarrest gestellt. US-Präsident Trump hat mehrfach die umgehende Freilassung des Pastors gefordert. Anfang August war Trumps Geduld dann am Ende: Die USA verhängte Sanktionen gegen zwei türkische Minister, die die Türkei erwiderte.
Aus Frustration über mangelnde Fortschritte in den Verhandlungen hatte Trump am Freitag Zölle auf die Einfuhr von türkischem Stahl und Aluminium stark erhöht. Erdogan sprach daraufhin von einem »Wirtschaftskrieg«.
Der Kurs der seit Monaten schwächelnden Lira war am Freitag und am Montag abgestürzt. Er erholte sich am Dienstag und Mittwoch leicht. Analysten führten das auf erste Notmaßnahmen der Zentralbank zur Stützung der Lira zurück sowie auf die Ankündigung, dass Finanzminister Berat Albayrak am Donnerstag per Telefonkonferenz mit Investoren unter anderem aus den USA und Europa sprechen werde. (dpa)