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US-Zeitung: Putin beauftragte Nawalnys Tod nicht direkt

Das Team und die Familie des in Haft gestorbenen Kreml-Gegners werfen Putin vor, den Oppositionellen getötet zu haben. Für eine direkte Anordnung soll es laut einem US-Medienbericht jedoch keine Hinweise geben.

Alexej Nawalny
Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen »Polarwolf«. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Foto: Pavel Golovkin/DPA
Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen »Polarwolf«. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt.
Foto: Pavel Golovkin/DPA

US-Geheimdienste gehen laut einem Bericht des »Wall Street Journals« davon aus, dass Russlands Präsident Wladimir Putin den Tod des Kreml-Gegners Alexej Nawalny nicht direkt angeordnet hat. Dies entbinde Putin zwar nicht von seiner Verantwortung, vertiefe aber das Rätsel um den Tod des im Februar in einem Straflager gestorbenen Dissidenten, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Geheimdienstquellen.

Zuvor hatte Nawalnys Team im Exil im Ausland unter anderem behauptet, Putin habe Nawalny töten lassen, um einen geplanten Austausch des Gefangenen mit im Westen inhaftierten Russen zu verhindern.

Die Einschätzung der US-Geheimdienste bestreite nicht die Schuld Putins an Nawalnys Tod, besage aber, dass er ihn zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht angeordnet habe, schrieb die Zeitung. Dieser Meinung seien etwa die CIA, das Büro der US-Geheimdienstkoordinatorin und die Nachrichtendienstabteilung des US-Außenministeriums. Einige europäische Nachrichtendienste seien über die US-Einschätzung informiert worden.

Nawalny-Vertrauter weist Bericht als naiv zurück

Der russische Oppositionelle und enge Nawalny-Vertraute Leonid Wolkow, der im März im litauischen Exil angegriffen und verletzt worden war, wies die Einschätzung der US-Geheimdienste im »Wall Street Journal« als naiv zurück. »Die Vorstellung, dass Putin nicht informiert gewesen ist und die Tötung Nawalnys nicht gutgeheißen hat, ist lächerlich.«

Der Kreml hält den Bericht der Zeitung nach eigenen Angaben für inhaltsleere Lektüre, um das weltweite Lesepublikum am Samstag bei Laune zu halten. »Ich würde nicht sagen, dass es sich um Material hoher Qualität handelt«, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Der Kreml hatte immer wieder zurückgewiesen, etwas mit Nawalnys Tod zu tun zu haben.

Bericht: Biden und Scholz sprachen über Gefangenenaustausch

Gleichwohl hatte Putin erklärt, dass er nichts gegen einen Austausch Nawalnys gehabt hätte. Dem Zeitungsbericht zufolge sollen US-Präsident Joe Biden und Kanzler Olaf Scholz eine Woche vor Nawalnys Tod über einen Vorschlag für einen Gefangenenaustausch gesprochen haben. Moskau hatte vor allem Interesse daran, einen in Deutschland inhaftierten Russen wegen des Mordes an einem Georgier im Berliner Tiergarten freizubekommen.

Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen »Polarwolf« in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch einen Giftanschlag 2020 und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von »natürlichen« Ursachen die Rede. Nawalnys Angehörige sprechen von Mord.

© dpa-infocom, dpa:240427-99-830270/3