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Ukraine-Krieg: Mehr Tuberkulose- und HIV-Fälle erwartet

Experten zeigen sich besorgt über die Gesundheitsversorgung in der Ukraine. Sie gehen davon aus, dass sich der Krieg massiv auf die Infektionen mit Tuberkulose und HIV auswirken wird.

Krankenhaus
Zahlreiche Gesundheitseinrichtungen wurden infolge des Kriegs in der Ukraine beschädigt oder zerstört. Foto: Francisco Seco
Zahlreiche Gesundheitseinrichtungen wurden infolge des Kriegs in der Ukraine beschädigt oder zerstört.
Foto: Francisco Seco

Der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria erwartet infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine mehr Infektionen mit Tuberkulose und HIV.

»Es ist noch zu früh, um die langfristigen Folgen des Krieges genau einzuschätzen, aber wir gehen davon aus, dass sich der Konflikt erheblich auf die Tuberkulose- und HIV-Raten in der Ukraine und in der gesamten Region auswirken wird«, sagte der Direktor des Fonds, Peters Sands, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. »Große Fluchtbewegungen, die Unterbringung in beengten Unterkünften und die Unterbrechung der medizinischen Versorgung begünstigen die Verbreitung von Infektionskrankheiten.«

Schätzungsweise 260.000 Menschen in der Ukraine leben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO mit HIV. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) verzeichnete die Ukraine im Jahr 2020 eine der höchsten Tuberkulose-Inzidenzen in der europäischen WHO-Region. Die Ukraine zähle darüber hinaus zu den Ländern mit den höchsten Anteilen an multiresistenter Tuberkulose - das bedeutet, dass gängige Medikamente nicht mehr anschlagen.

Sands zeigte sich besorgt über die Gesundheitsversorgung in der Ukraine. "Mehr als 150 Gesundheitseinrichtungen wurden beschädigt oder zerstört, medizinisches Personal und Patienten wurden vertrieben, verletzt oder getötet", sagte er. Viele Menschen hätten keinen Zugang zu medizinischer Versorgung mehr, Präventions- und Behandlungsprogramme seien unterbrochen. "Für Tuberkulose-Patienten und Menschen, die mit HIV leben, ist diese Situation besonders lebensbedrohlich, denn sie sind auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten angewiesen", warnte Sands. "Wir unterstützen nachdrücklich die Einrichtung eines geschützten humanitären Korridors, damit medizinische Hilfsgüter geliefert werden können und Menschen, die das Konfliktgebiet verlassen wollen, dies auch können", sagte er weiter."

© dpa-infocom, dpa:220606-99-559525/2