Die schweren russischen Luftangriffe haben nach Angaben aus Kiew seit Montag rund 30 Prozent der ukrainischen Energieinfrastruktur getroffen.
Es sei das erste Mal seit Beginn des Krieges Ende Februar, dass Russland die Energieinfrastruktur »auf dramatische Weise ins Visier genommen« habe, sagte der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko dem US-Sender CNN.
Als einen Grund für die Angriffe sah Haluschtschenko, dass ukrainische Stromexporte den europäischen Ländern helfen würden, weniger russisches Gas und Kohle nutzen zu müssen. Das ukrainische Energiesystem sei »immer noch stabil«. Er forderte andere Länder auf, »Luftabwehrsysteme bereitzustellen, die uns wirklich helfen könnten, unsere Infrastruktur zu schützen«.
Mehr als siebeneinhalb Monate nach Kriegsbeginn hatte Russland am Montag Dutzende Raketen auf verschiedene Teile der Ukraine abgefeuert. Am Dienstag dann beschoss Russland insbesondere die westukrainische Region Lwiw. Angaben der dortigen Militärverwaltung zufolge wurden dabei vier Umspannwerke komplett zerstört. Danach war demnach knapp ein Drittel der Bewohner zeitweise ohne Strom.
Die russischen Angriffe zielten auch dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge insbesondere auf die Energieinfrastruktur seines Landes. In den vergangenen Tagen hatte er die Bevölkerung dazu aufgerufen, auf den Stromverbrauch zu achten und insbesondere während der Spitzenlastzeiten am Abend die Nutzung zu reduzieren, um das Stromnetz nicht zu überlasten. Im Landesdurchschnitt sei es am Montag gelungen, ein Zehntel der Energie einzusparen, sagte Selenskyj in seiner Ansprache am Dienstagabend.
© dpa-infocom, dpa:221012-99-99654/3