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Trump verbreitet Lüge vom Wahlbetrug in CNN-Interview

Bei seinem TV-Auftritt sprach der Republikaner zudem über den Kapitolsturm, seine Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs in einem Zivilprozess und über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

Donald Trump
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump gab ein seltenes Interview beim Fernsehsender CNN. Foto: Michael Kappeler
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump gab ein seltenes Interview beim Fernsehsender CNN.
Foto: Michael Kappeler

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat zu Beginn eines Auftritts beim Fernsehsender CNN seine Lüge wiederholt, der Wahlsieg 2020 sei ihm gestohlen worden. »Ich denke, wenn man sich das Ergebnis anschaut, und wenn man sich anschaut, was bei dieser Wahl passiert ist, wenn man nicht ein sehr dummer Mensch ist, dann sieht man, was passiert ist«, sagte Trump am Mittwochabend.

Die Präsidentenwahl, die damals den Demokraten Joe Biden ins Amt brachte, sei manipuliert worden, so der Republikaner. CNN-Moderatorin Kaitlan Collins widersprach Trump. »Es war keine manipulierte Wahl. Es war keine gestohlene Wahl«, sagte sie. Trump blieb bei seiner vielfach widerlegten Behauptung und warf Collins vor, sie verfolge eine politische Agenda.

Offen ließ er, ob er das amtliche Ergebnis der Präsidentenwahl 2024 akzeptieren würde. »Wenn ich denke, dass es eine ehrliche Wahl ist, würde ich das auf jeden Fall tun«, entgegnete Trump auf die Frage, ob er sich dazu verpflichte, das Wahlergebnis zu akzeptieren. Die Moderatorin hakte noch einmal nach: »Werden Sie sich verpflichten, die Ergebnisse der Wahl unabhängig vom Ausgang zu akzeptieren?« Trump antwortete erneut ausweichend und sagte: »Wenn ich denke, dass es eine ehrliche Wahl ist, wäre es mir eine Ehre.«

Trump über Pence: »Hat Fehler gemacht«

Zudem will sich Donald Trump auch mehr als zwei Jahre nach der Stürmung des US-Kapitols nicht bei seinem damals von ihm an den Pranger gestellten Vize Mike Pence entschuldigen. »Er ist ein sehr netter Mann. Er hat einen Fehler gemacht«, sagte Trump in der Fernsehshow. Auf die Frage von Collins, ob er Pence eine Entschuldigung schulde, sagte Trump: »Nein, denn er hat etwas falsch gemacht.«

Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 den Parlamentssitz in Washington erstürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Wahlsieg von Trumps demokratischem Herausforderer Joe Biden formal zu bestätigen. Die gewalttätige Menge wollte das verhindern. Pence leitete damals in seiner Rolle als Vizepräsident die Kongresssitzung - aus rechtlicher Sicht eine rein zeremonielle Aufgabe, doch hatte Trump seinen Vize zuvor öffentlich dazu aufgerufen, das Prozedere zu blockieren. Dabei hetzte er seine Unterstützer auch explizit gegen Pence auf.

Weiterhin stellte Trump bei dem Interview in Aussicht, für die Stürmung des US-Kapitols verurteilte Randalierer im Falle seines Wiedereinzugs ins Weiße Haus zu begnadigen. »Ich bin geneigt, viele von ihnen zu begnadigen«, sagte er. Auf die Frage, ob er auch Mitglieder der rechtsextremen Proud Boys begnadigen würde, antwortete er ausweichend: »Ich müsste mir ihren Fall ansehen.« Er könne aber sagen, dass man in Washington keinen fairen Prozess bekomme.

Trump wettert gegen die Justiz

Auch zu seiner Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs in einem Zivilprozess äußerte sich Trump in dem Gespräch und wies die Vorwürfe gegen ihn erneut zurück. »Dies ist eine erfundene Geschichte«, sagte Trump. Der Republikaner wetterte erneut gegen die Justiz. Er habe während des Verfahrens nicht persönlich ausgesagt, weil es eine »abgekartete Sache« gewesen sei, so Trump. Der Richter sei »furchtbar« gewesen. Über die US-Autorin E. Jean Carroll, die den Prozess gegen ihn gewonnen hatte, sagte er: »Diese Frau kenne ich nicht. Ich habe sie nie getroffen. Ich habe keine Ahnung, wer sie ist.«

Am Dienstag war Trump in einem Zivilverfahren wegen sexuellen Missbrauchs und Verleumdung zu einer Entschädigung in Millionenhöhe verurteilt worden. Eine New Yorker Geschworenenjury sah es als erwiesen an, dass Trump die Schriftstellerin Carroll 1996 in einem New Yorker Nobelkaufhaus sexuell missbraucht hatte. Sie ordnete auch wegen des Tatbestands der Verleumdung an, dass Trump insgesamt fünf Millionen Dollar (rund 4,56 Millionen Euro) an die heute 79-Jährige zahlen muss.

Ausweichende Aussagen zum Ukraine-Krieg

Zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine äußerte sich der ehemalige US-Präsident ausweichend. Auf die Frage, ob er der Ukraine weiter Geld und Waffenlieferungen zur Verfügung stellen würde, sollte er die Präsidentenwahl 2024 gewinnen, sagte der Republikaner unter anderem: »Ich möchte, dass Europa mehr Geld zur Verfügung stellt, weil sie uns auslachen. Sie denken, wir sind ein Haufen Idioten.«

Trump behauptete, die US-Regierung verschenke so viel Ausrüstung, dass keine Munition für die eigenen Truppen mehr übrig sei. Schon während seiner Zeit im Weißen Haus hatte er Deutschland und anderen Nato-Staaten vorgeworfen, sie würden zu wenig Geld für ihre eigenen Streitkräften ausgeben und sich hinter dem Schutzschild des hochgerüsteten US-Militärs verstecken.

Trump beharrte erneut auf seiner Behauptung, er könne den seit mehr als 14 Monaten anhaltenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine in 24 Stunden beenden. Beide Konfliktparteien hätten Stärken und Schwächen, sagte er. Auf die Frage von Moderatorin Collins, ob Russlands Präsident Wladimir Putin ein Kriegsverbrecher sei, sagte Trump: »Wenn Sie sagen, dass er ein Kriegsverbrecher ist, wird es viel schwieriger sein, einen Deal zu machen.«

Auftritt gilt als ungewöhnlich

In der von Collins moderierten Show dürfen unter anderem Bürgerinnen und Bürger, die den Republikanern nahestehen oder sich keiner der beiden Parteien zugehörig fühlen, Fragen stellen. Trump bewirbt sich um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner bei den Wahlen im Jahr 2024 - dafür muss er in den Vorwahlen seiner Partei bestehen. Dass Trump bei CNN auftritt, ist ungewöhnlich, denn der Sender gilt als eher liberal und wird von dem 76-Jährigen immer wieder heftig attackiert.

© dpa-infocom, dpa:230511-99-642574/5