New York (dpa) - Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg ist als jüngste Persönlichkeit überhaupt vom »Time Magazine« zur Person des Jahres gekürt worden.
»Greta Thunberg ist die überzeugendste Stimme zur wichtigsten Angelegenheit unseres Planeten geworden«, erklärte das US-Magazin am Mittwoch. Was mit einem empörten Teenager und einem plötzlichen Ausbruch der Rebellion begonnen habe, sei zu einem der unwahrscheinlichsten und schnellsten Aufstiege zu globalem Einfluss der Weltgeschichte geworden, schrieb das Magazin über die 16-Jährige.
Die Jugendliche, die einst einsam vor dem Parlament in Stockholm protestiert habe, sei innerhalb von etwas mehr als einem Jahr zur Anführerin einer weltweiten Jugendbewegung geworden.
Die »Time«-Redaktion würdigt mit dem Titel seit 1927 die Persönlichkeiten des Weltgeschehens, die das vergangene Jahr am stärksten geprägt haben. 2015 - im Jahr der Flüchtlingskrise - war zum Beispiel Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Person des Jahres ernannt worden. Ein Jahr später wurde das Donald Trump, nachdem er kurz zuvor die US-Präsidentschaftswahl gewonnen hatte.
2018 wurde unter anderen der ermordete saudische Journalist Jamal Khashoggi gemeinsam mit weiteren Reportern zur Person des Jahres gekürt. In der Vergangenheit gehörten auch Königin Elizabeth II., Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela sowie Adolf Hitler und Josef Stalin zu den Geehrten.
Thunberg ist die Initiatorin der internationalen Klimabewegung Fridays for Future. Sie hatte sich im August 2018 vor den Reichstag in Stockholm gesetzt, um die Politiker ihres Landes zu einem stärkeren Einsatz gegen den Klimawandel zu bewegen. Mittlerweile protestieren regelmäßig Abertausende Menschen in aller Welt für mehr Klimaschutz, besonders viele davon auch in Deutschland. Thunberg wurde für ihren Einsatz gegen die Klimakrise unter anderem bereits mit dem Menschenrechtspreis von Amnesty International sowie dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Wenige Stunden vor der »Time«-Bekanntgabe hatte Thunberg eine Rede auf der Weltklimakonferenz in Madrid gehalten. Darin kritisierte die junge Schwedin die Regierungen wohlhabender Staaten für ihre Untätigkeit im Kampf gegen den Klimawandel scharf.
In einer auf wissenschaftliche Daten zu CO2-Emissionen und die Erderwärmung gestützten Rede legte sie eindringlich die Fakten zu den Folgen dar, sollten die Ziele des Pariser Abkommens zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad verfehlt werden.
»Jeder Bruchteil eines Grades zählt«, sagte Thunberg. Die eigentliche Gefahr sei nicht die Untätigkeit der für die Krise verantwortlichen Regierungen und Unternehmen, »sondern die Tatsache, dass Politiker und Konzernchefs es so aussehen lassen, als würden sie etwas tun«. Das in drei Wochen beginnende neue Jahrzehnt werde »unsere Zukunft definieren«. Die Menschen bräuchten jetzt unbedingt ein Zeichen der Hoffnung. »Aber es gibt Hoffnung, ich habe es gesehen - aber sie kommt nicht von Regierungen und Konzernen, sondern vom Volk.«
Thunberg ist die erste Schwedin und die jüngste Person überhaupt, die den Titel erhält. »Das ist natürlich riesengroß. Ich bin sehr dankbar und hoffe, dass das der Bewegung helfen wird«, sagte sie kurz nach der Bekanntgabe der schwedischen Zeitung »Dagens Nyheter«. Später schrieb sie auf Twitter: »Wow, das ist unglaublich! Ich teile diese große Ehre mit jedem in der Fridays-for-Future-Bewegung und Klimaaktivisten überall.«
Auch andere lobten die Auswahl. »Brillante Entscheidung«, schrieb der Klimaaktivist und frühere US-Vizepräsident Al Gore auf Twitter. »Greta verkörpert die moralische Autorität der Jugendaktivistenbewegung, die fordert, dass wir sofort handeln, um die Klimakrise zu lösen. Sie ist eine Inspiration für mich und für die Menschen in aller Welt.«