Nach scharfer Kritik aus den eigenen Reihen hat die Favoritin auf die Nachfolge des britischen Premierministers Boris Johnson, Liz Truss, ihre Einsparpläne für den Öffentlichen Dienst wieder zurückgenommen. Eine Sprecherin ihrer Wahlkampagne beklagte am Dienstag eine »vorsätzliche Falschdarstellung«, kündigte aber an, Gehälter und Arbeitsbedingungen würden so bleiben wie bisher.
Erst Stunden zuvor hatte die Außenministerin angekündigt, die Löhne von Beschäftigten außerhalb der wohlhabenderen Gebiete London und Südengland zu senken, damit sie die regionalen Lebensverhältnisse besser widerspiegeln. Außerdem wollte sie die Zahl der Urlaubstage von 27 auf 25 reduzieren und Freistellungen für Gewerkschaftsarbeit sowie Stellen für Diskriminierungsbeauftragte streichen. Insgesamt sollten elf Milliarden Pfund (13,1 Mrd Euro) eingespart werden.
Experten wiesen darauf hin, dass die Kürzungen vor allem Gruppen wie Pflegekräfte und Lehrer treffen dürften. Gewerkschaften kündigten harten Widerstand an. Als auch prominente Mitglieder ihrer Konservativen Partei widersprachen, ruderte Truss zurück.
Truss bezeichnet Sturgeon als »Selbstdarstellerin«
Die 47-Jährige legte sich auch mit der schottischen Regionalregierung an. Regierungschefin Nicola Sturgeon sei eine »Selbstdarstellerin«, sagte Truss bei einer Wahlkampfveranstaltung am Montagabend und lehnte ein neues schottisches Unabhängigkeitsreferendum ab. »Das Beste, das man mit Nicola Sturgeon machen kann, ist, sie zu ignorieren«, sagte sie. Schottlands Vizeregierungschef John Swinney sagte der BBC, solche Kommentare gegen eine demokratisch gewählte Führungspersönlichkeit seien »völlig unangebracht«.
Die Aussagen der Außenministerin zielen vor allem ihre Tory-Partei, die derzeit über die nächste Premierministerin oder den nächsten Premierminister entscheidet. Außer Truss steht Ex-Finanzminister Rishi Sunak zur Wahl. Das Ergebnis wird am 5. September erwartet.
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