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Selenskyj: »Wir verteidigen unseren Staat allein«

Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew angegriffen und damit gezeigt, dass es entgegen seiner Ankündigungen nicht nur militärische Ziele anvisiert. Präsident Selenskyj macht dem Westen Vorwürfe.

Krisensitzung in Kiew
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht am Ende des ersten Tages der Angriffe Russlands zur Nation. Zelensky kündigt die Verhängung des Kriegsrechts an und fordert die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. Foto: Ukrainian President's Office
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht am Ende des ersten Tages der Angriffe Russlands zur Nation. Zelensky kündigt die Verhängung des Kriegsrechts an und fordert die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren.
Foto: Ukrainian President's Office

KIEW. Nach großangelegten russischen Angriffen hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dem Kreml ein gezieltes Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung vorgeworfen.

»Das Ziel dieser Attacke ist Druck«, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft an seine Landsleute. »Druck auf Sie, liebe Bürger. Druck auf unsere Gesellschaft.« Die Russen machten entgegen eigener Ankündigungen keinen Unterschied zwischen militärischen Zielen und Wohnhäusern.

Zugleich kritisierte der ukrainische Staatschef mangelnde Unterstützung aus dem Ausland: »Wir verteidigen unseren Staat allein. Die mächtigsten Kräfte der Welt schauen aus der Ferne zu.« Auch die neuen westlichen Strafmaßnahmen gegen Moskau seien nicht genug: »Haben die gestrigen Sanktionen Russland überzeugt? Am Himmel über uns und auf unserer Erde hören wir, dass dies nicht ausreicht.«

Die Türkei hatte zuvor die Aufforderung der Ukraine vorerst abgelehnt, die Meerengen zum Schwarzen Meer für Russland zu schließen. Nach internationalem Recht müsse die Türkei Russland unter bestimmten Bedingungen die Durchfahrt durch den Bosporus und die Dardanellen zum Schwarzen Meer garantieren, sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu der türkischen Zeitung »Hürriyet« vom Freitag. Man sei aber weiter mit der Analyse der Situation beschäftigt. Er dämpfte auch die Hoffnung auf Sanktionen gegen die Russische Föderation, zu der das Nato-Mitglied Türkei enge Beziehungen unterhält. Die Türkei hat die Hoheit über die beiden Meerengen.

Selenskyj: »Das alles erinnert an 1941«

An die russische Bevölkerung gerichtet sagte Selenskyj: »Liebe Bürger der Russischen Föderation, wie ich bereits sagte, wurde heute Nacht begonnen, Wohngebiete der Heldenstadt Kiew zu bombardieren. Das alles erinnert an 1941.« Damals begann nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion der Zweite Weltkrieg für das damalige kommunistische Imperium, zu dem die Ukraine gehörte.

Mit Blick auf die Menschen, die trotz Strafandrohung in Moskau und anderen Städten gegen den Krieg demonstrierten, fügte Selenskyj hinzu: »Alle Bürger, die protestieren: Wir sehen Euch.« Uniformierte russische Sicherheitskräfte gingen dabei teils mit roher Gewalt vor. Es gab mehr als 1700 Festnahmen bei den Protesten in 55 Städten Russlands, wie das Menschenrechtsgruppe OWD-Info mitteilte. (dpa)