Wegen Schüssen hat ein Kandidat für den Posten des Gouverneurs im brasilianischen Bundesstaat São Paulo eine Wahlkampfveranstaltung in einer Favela abbrechen müssen. In einem Video auf dem Nachrichtenportal »G1« war zu sehen, wie Tarcísio de Freitas, ein Verbündeter des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro, Journalisten und andere Menschen in einem Gebäude in Deckung gehen.
Durch die Schüsse in Paraisópolis wurde demnach laut Polizei eine Person auf der Straße getötet. »Es ist noch etwas verfrüht, von einem Attentat zu sprechen«, wurde der Sekretär für öffentliche Sicherheit des Bundesstaates São Paulo, João Camilo, zitiert. Er kündigte eine umfassende Untersuchung an.
De Freitas, der den ersten Durchgang der Gouverneurswahl überraschend gewonnen hatte, schrieb auf Twitter: »Während unseres Besuchs in dem (Ausbildungs- und Studienzentrum) Polo Universitário von Paraisópolis sind wir von Kriminellen angegriffen worden.« Später sprach er von einem »Akt der Einschüchterung«, den er als Zeichen wertete, in dem Armenviertel nicht willkommen zu sein.
Paraisópolis, wo 100.000 Menschen leben, ist ein Beispiel für die Organisation und Innovation von Favelas in Brasilien. So hatte das Armenviertel in der Corona-Pandemie sogar Ärzte und Krankenwagen unter Vertrag. Kontrolliert wird Paraisópolis von dem mächtigen brasilianischen Verbrechersyndikat Primeiro Comando da Capital (PCC).
© dpa-infocom, dpa:221018-99-163727/2