MOSKAU. Begleitet von Kritik aus dem Westen will Russland ab heute mehrere Seegebiete im Schwarzen Meer nahe der 2014 einverleibten ukrainischen Halbinsel Krim sperren. Ausländische Kriegsschiffe und andere staatliche Schiffe dürften diese Gewässer bis zum 31. Oktober nicht mehr passieren.
Dies teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Frachtschiffe seien von der Sperrung ausgenommen. Betroffen sein soll etwa das Gebiet von der Krim-Stadt Sewastopol bis nach Gursuf.
Die Schifffahrt durch die Meerenge von Kertsch, die das Schwarze Meer mit dem Asowschen Meer verbindet, soll aber nicht betroffen sein. Die Meerenge gilt als internationales Gewässer. Im November 2018 wurden dort zwei ukrainische Militärschiffe beim Versuch der Durchfahrt von der russischen Küstenwache gehindert und 24 ukrainische Matrosen festgenommen. Sie kamen erst 2020 wieder frei.
Aus der EU, der Ukraine und der Nato kam Kritik an den angekündigten Sperrungen. Der EU-Kommissionssprecher für Außenbeziehungen, Peter Stano, forderte Russland auf, das Vorhaben zu stoppen. Es handele sich um »weitere Verletzungen von internationalem Recht« und destabilisiere die Region weiter, sagte Stano der russischen Staatsagentur Tass.
Im Westen besteht die Sorge, dass die im Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen verankerten Durchfahrtsrechte eingeschränkt und die internationale Schifffahrt behindert werden könnte. Die Nato rief Russland dazu auf, den freien Zugang zu ukrainischen Häfen im Asowschen Meer und die Freiheit der Schifffahrt gewährleisten.
Das ukrainische Außenministerium warf Russland eine »verstärkte Eskalation im Meer« vor. Moskau betonte, die betroffenen Stellen lägen in russischen Hoheitsgewässern. Der Anspruch Russlands auf die Gebiete ist aber nicht anerkannt. Ein Grund für die Sperrungen wurde zunächst nicht genannt.
In den vergangenen Tagen hatten russische Soldaten auf der Krim Manöver abgehalten. Russische, aber auch ukrainische Truppenaufmärsche hatten zuletzt international Besorgnis ausgelöst, dass die Kämpfe im Konfliktgebiet Ostukraine wieder eskalieren könnten. Gestern begann Russland nach offiziellen Angaben dann mit dem Abzug der zusätzlich auf die Krim verlegten Truppen. Die Ukraine begrüßte das.
Seit etwa sieben Jahren werden Teile der ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk entlang der russischen Grenze von moskautreuen Aufständischen kontrolliert. Nach UN-Schätzungen sind seit Ausbruch des Konflikts 2014 mehr als 13.000 Menschen getötet worden. Ein 2015 vereinbarter Friedensplan liegt auf Eis. (dpa)