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Russland: ATACMS-Lieferung ist »grober Fehler« der USA

Der russische Botschafter in den USA kritisiert Raketenlieferungen an die Ukraine, sieht Russlands Ziele aber nicht gefährdet. Laut Experten könnte die russische Invasion aber beeinflusst werden.

Artillerie-Kurzstreckenraketen ATACMS
Eine Einheit der 8. US Armee feuert eine Artillerie-Kurzstreckenrakete vom Typ ATACMS ab. Foto: South Korea's Joint Chiefs of Staff/DPA
Eine Einheit der 8. US Armee feuert eine Artillerie-Kurzstreckenrakete vom Typ ATACMS ab.
Foto: South Korea's Joint Chiefs of Staff/DPA

Russland hat die Lieferung der bereits in der Ukraine eingesetzten ATACMS-Raketen als »groben Fehler« der USA kritisiert. Dieser zunächst von der Öffentlichkeit geheim gehaltene Schritt werde schwere Folgen haben, teilt der russische Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, im Nachrichtenkanal Telegram mit. »Die Entscheidung des Weißen Hauses, den Ukrainern Raketen mit großer Reichweite zu liefern, ist ein grober Fehler.«

Die Raketen wurden nach ukrainischen Angaben beim Beschuss von Militärflugplätzen in den von Russland besetzten Gebieten in der Ostukraine eingesetzt. Dabei seien mehrere russische Hubschrauber vernichtet worden, hieß es in Kiew.

Botschafter warnt vor Zusammenstoß

Die Ausrüstung des »Kiewer Regimes« mit Waffen zerstöre die strategische und die regionale Sicherheit, sagt Antonow. »Die Vereinigten Staaten treiben es weiter zu einem direkten Zusammenstoß der Nato mit Russland.« Zugleich meint er, dass die »amerikanischen Geschenke« für die Ukraine keinen Einfluss hätten auf den Kriegsverlauf. Russland werde seine Ziele der »militärischen Spezialoperation« erreichen, wie Moskau den Krieg offiziell nennt.

Dagegen sind die Experten des US-amerikanischen Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington der Auffassung, dass die ukrainischen ATACMS-Schläge die russische Invasion beeinflussen. Russland werde wahrscheinlich gezwungen sein, Hubschrauber und Flugzeuge auf Basen weiter entfernt von der Frontlinie zu verlegen. Die Raketen mit großer Reichweite seien auch eine »bedeutende Gefahr« für russische Munitionsdepots im Hinterland.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Dienstag den Erhalt sowie den ersten Einsatz von amerikanischen ATACMS-Raketen bestätigt. Er dankte US-Präsident Joe Biden für die Unterstützung. Kiew hatte das Waffensystem (englisch: Army Tactical Missile System) seit langem angefordert. Die ATACMS-Raketen, die vom Boden aus gegen Ziele am Boden abgefeuert werden, haben nach Angaben des Rüstungskonzerns Lockheed Martin eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern und treffen sehr präzise. Nach Berichten der »New York Times« und die »Washington Post« erhielt Kiew gedrosselte Modelle.

© dpa-infocom, dpa:231018-99-606455/4