Bagdad (dpa) - Nach mehreren Raketenangriffen auf US-Ziele im Irak ist nun auch das Gelände der amerikanischen Botschaft in der Hauptstadt Bagdad direkt getroffen worden.
Der geschäftsführende Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi bestätigte den Angriff und kündigte an, dass irakische Sicherheitskräfte den Fall untersuchen würden. Laut einem Bericht der Nachrichtenseite Al-Sumaria wurden mindestens drei Menschen verletzt. Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten US-Regierungsvertreter von einem Leichtverletzten und geringen Schäden durch den Einschlag dreier Raketen auf dem Botschaftsgelände.
Insgesamt seien am Sonntag fünf Raketen im hoch gesicherten Regierungsviertel niedergegangen, teilte das irakische Militär mit. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Angriff. Al-Sumaria berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass Hubschrauber einige Menschen vom Botschaftsgelände evakuieren würden.
Im Stadtzentrum von Bagdad waren in den vergangenen Wochen mehrfach Raketen eingeschlagen. Einige davon landeten in oder nahe dem Regierungsviertel, in dem unter anderem die US-Botschaft und die Botschaft Großbritanniens liegen. Bei den Angriffen in dieser sogenannten Grünen Zone wurden in vergangenen Jahren auch Menschen getötet oder verletzt. Meist stecken dahinter örtliche Milizen, von denen manche auch vom Nachbarland Iran unterstützt werden.
CNN zitierte einen Sprecher des US-Außenministeriums mit den Worten, dass die Regierung »von Berichten über Raketeneinschläge in der internationalen Zone« von Bagdad wisse. Eine offizielle Bestätigung aus Washington gab es zunächst nicht. Der Sprecher sagte dem Bericht zufolge bloß: »Wir rufen die irakische Regierung auf, ihre Verpflichtung zu erfüllen, unsere diplomatischen Einrichtungen zu schützen.«
Ministerpräsident Abdel Mahdi verurteilte den jüngsten Angriff, der »den Staat schwächt und seine Souveränität verletzt«. Er habe »gravierende Folgen für das ganze Land« und schädige die Beziehungen mit Verbündeten, sagte er laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur INA.
Die Lage im Irak ist seit der Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani durch einen US-Luftangriff in Bagdad Anfang Januar und einen Vergeltungsschlag des Irans gegen Militärstützpunkte im Irak, die auch vom US-Militär genutzt werden, sehr angespannt. Die Angriffe hatten Sorgen geweckt, dass der Konflikt zwischen dem Iran und den USA militärisch eskalieren könnte - mit dem Irak als einem möglichen Kriegsschauplatz.
Im Irak waren in den vergangenen Wochen mehrere Militärstützpunkte mit Raketen angegriffen worden, auf denen sich auch Soldaten der US-Armee aufhielten. Der Verdacht richtete sich hier meistens gegen schiitische Milizen, die mit dem Iran verbündet sind. Sie wollen wie der Iran den Abzug der US-Truppen aus dem Land erreichen.
Das irakische Parlament hatte nach der Tötung Soleimanis einen Abzug aller ausländischen Truppen gefordert, gemünzt war diese Resolution aber vor allem auf das US-Militär. Iraks Regierung erklärte, sie arbeite an der Umsetzung des Beschlusses. Konkrete Schritte gibt es bislang nicht. Im Irak sind rund 5000 US-Soldaten im Einsatz. Sie waren unter anderem entsendet worden, um das irakische Militär im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu unterstützen. Erst am Freitag hatten Tausende Iraker in Bagdad gegen die US-Präsenz im Land protestiert.