Der russische Präsident Wladimir Putin hat die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock in einem Fernsehinterview kritisiert. Die Grünen-Politikerin sei nicht nur feindselig gegen Russland eingestellt, sagte er in Moskau. »Sie verhält sich auch feindselig gegen das eigene Land«, sagte er und bezog dies auf die Energiepolitik der Grünen. Der Kreml veröffentlichte auf seinem Telegram-Kanal vorab Auszüge des Interviews für die Sendung »Moskau. Kreml. Putin«.
Die Grünen schürten die Furcht der Menschen vor dem Klimawandel. Seien sie aber dank dieser Angst an die Macht gekommen, verfolgten sie eine ganz andere Politik: In Deutschland werde jetzt mehr Energie aus Kohle erzeugt, sagte Putin.
Zu Baerbocks behaupteter Feindschaft gegen das eigene Land sagte der Kremlchef: »Es ist schwer sich vorzustellen, dass eine Politikerin dieses Ranges sich so geringschätzig zu den wirtschaftlichen Interessen ihres Landes, ihres Volkes verhält.« Er führte dies nicht näher aus. Als Hintergrund lässt sich die Politik der Ampel-Regierung vermuten, Deutschland wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine unabhängig von russischem Gas zu machen. Baerbock macht aus ihrer Kritik an Russland keinen Hehl und tritt für eine starke europäische Unterstützung der Ukraine ein.
Putin musste sich in dem Interview erst vergewissern, dass er den Namen Baerbock richtig ausspricht. Anlass der Äußerungen über die deutsche Außenministerin war, dass der Journalist Pawel Sarubin ihn nach der Verstrickung von Baerbocks Großvater in den Nationalsozialismus fragte. Die Grünen-Politikerin spricht offen über ihren Großvater, der Offizier der Wehrmacht im Einsatz an der Ostfront war. Hier nahm Putin Baerbock (43) und die jüngere Generation in Deutschland in Schutz. »Ich glaube nicht, dass die heutige Generation von Deutschen die volle politische Verantwortung tragen sollte für das, was Nazi-Deutschland angerichtet hat«, sagte der Kremlchef.
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