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Prozess zu Lastwagen-Anschlag in Nizza 2016 begonnen

Mit einem Lkw raste ein Attentäter 2016 auf Nizzas Strandpromenade. 86 Menschen wurden in den Tod gerissen, darunter drei aus Berlin. Nun hat in Paris der Prozess gegen acht mutmaßliche Unterstützer begonnen.

Terroranschlag in Nizza
Polizisten stehen am 15.07.2016 um einen Lastwagen, mit dem der Attentäter in die Menschenmenge an der Strandpromenade raste. 86 Menschen starben, darunter zwei Schülerinnen und eine Lehrerin aus Berlin. Foto: picture alliance
Polizisten stehen am 15.07.2016 um einen Lastwagen, mit dem der Attentäter in die Menschenmenge an der Strandpromenade raste. 86 Menschen starben, darunter zwei Schülerinnen und eine Lehrerin aus Berlin.
Foto: picture alliance

Gut sechs Jahre nach dem mutmaßlich islamistischen Terroranschlag in Nizza mit 86 Todesopfern und Hunderten Verletzten hat in Paris der Prozess gegen acht mögliche Unterstützer begonnen. Der Vorsitzende Richter Laurent Raviot eröffnete das für etwa dreieinhalb Monate angesetzte Verfahren am Montagnachmittag im Pariser Justizpalast.

Mit einem Lastwagen war ein Attentäter am 14. Juli 2016 am Abend des französischen Nationalfeiertags in eine Menschenmenge auf Nizzas Strandpromenade gerast. Dabei starben auch zwei Schülerinnen und eine Lehrerin der Berliner Paula-Fürst-Schule.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich. Der Gewalttäter, der 31-jährige Tunesier Mohamed Lahouaiej Bouhlel, wurde nach der Tat von Sicherheitskräften erschossen.

Acht Angeklagten drohen zum Teil lange Haftstrafen

Den sieben nun angeklagten Männern und der angeklagten Frau im Alter zwischen 27 und 48 Jahren drohen Haftstrafen zwischen fünf Jahren und lebenslänglich. Drei der Beschuldigten müssen sich auch wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verantworten. Gegen einen wird in Abwesenheit verhandelt; er soll sich nach Tunesien abgesetzt haben, dort aber in Haft sitzen. Andere Angeklagte sollen bei der Beschaffung von Schusswaffen für den Täter geholfen haben, ohne dessen Anschlagspläne gekannt zu haben.

Obwohl die Ermittler Hinweise auf eine islamistische Radikalisierung des Täters fanden, wurde zunächst keine Verbindung zum IS gefunden. Wie die Zeitung »Le Monde« schrieb, könnte die Terrormiliz die Tat aus Opportunismus für sich reklamiert haben. Laut Anklage hatte sich der Täter dem bewaffneten Dschihad zugewandt. Der Anschlag in Nizza war der zweitschlimmste einer Serie islamistischer Attacken, die Frankreich vor einigen Jahren erschütterten.

Schon über 860 Nebenkläger

Der Prozess wird im dem Verhandlungssaal abgehalten, der eigens für den Prozess um die Pariser Terroranschläge vom November 2015 mit 130 Toten, der vom September 2021 bis Juni 2022 lief, eingerichtet wurde. Wie schon in diesem Prozess ist auch jetzt vorgesehen, den Aussagen der Opfer und Angehörigen breiten Raum zu geben: Mehrere Wochen sind dafür eingeplant. Es gibt bereits jetzt mehr als 860 Nebenkläger, weitere Anträge wurden noch am Morgen des Prozessbeginns gestellt.

Noch immer gezeichnet und erschüttert von dem Anschlag trafen etliche Angehörige und Überlebende am Montag im Gericht in Paris ein. Viele andere werden das Verfahren von einem eigens in Nizza eingerichteten Übertragungssaal aus verfolgen.

Auch von Deutschland aus werden Betroffene auf den Prozess blicken. 28 Jugendliche eines Oberstufen-Jahrgangs der Berliner Paula-Fürst-Schule waren damals auf einer Klassenfahrt an der Côte d'Azur und standen auf der Promenade des Anglais, als es zu dem Anschlag kam. Zwei Schülerinnen und eine Lehrerin wurden in den Tod gerissen, eine weitere Schülerin wurde verletzt. Ein Gedenkstein erinnert an der Schule an das fürchterliche Geschehen.

© dpa-infocom, dpa:220905-99-633230/5