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»Project 2025«: Ein radikaler Plan für Trump

Als Trump nach der Wahl 2016 ins Weiße Haus einzog, konnte er viele Ideen nicht umsetzen. Ihm fehlte ein richtiger Plan. Das könnte bei einer möglichen zweiten Amtszeit anders sein.

Wahlkampf in den USA - Parteitag der Republikaner
Trump geht zum »Project 2025« auf Distanz. Foto: Evan Vucci/DPA
Trump geht zum »Project 2025« auf Distanz.
Foto: Evan Vucci/DPA

Wer wissen will, was die USA bei einem Wahlsieg Donald Trumps erwarten könnte, kann das einfach nachlesen. Ein bisschen Zeit muss man sich allerdings nehmen, denn das Manifest »Mandat für Führung. Das konservative Versprechen« hat mehr als 900 Seiten. 

Besser bekannt ist das Handbuch der rechtskonservativen Denkfabrik Heritage Foundation als »Project 2025«. Es handelt sich um einen radikalen Politik-Entwurf für den nächsten republikanischen Präsidenten. Zwar versucht Trump offiziell Abstand zu der Schrift zu nehmen. Doch die Stiftung und die Republikanische Partei sind eng miteinander verbunden - sie gehört zu den Sponsoren des Parteitags in Milwaukee. 

Eine detaillierte Anleitung

»Es reicht nicht aus, dass die Konservativen die Wahlen gewinnen«, heißt es in der Anpreisung des Projekts. »Wenn wir das Land aus dem Griff der radikalen Linken befreien wollen, brauchen wir sowohl ein Regierungsprogramm als auch die richtigen Leute, die bereit sind, dieses Programm am ersten Tag der nächsten konservativen Regierung umzusetzen.« Dem »Project 2025« haben sich zahlreiche konservative Organisationen angeschlossen. Es bietet eine Blaupause für die Gestaltung der ersten 180 Tage nach Amtsantritt.

Es handelt sich dabei nicht um Trumps Plan, aber es ist ein Plan, der für Trump gemacht ist. Die Heritage Foundation hat bereits in der Vergangenheit solche Strategiepapiere veröffentlicht - auch vor Trumps Wahlsieg 2016. Nach dem Amtsantritt des Republikaners herrschte damals allerdings in erster Linie Chaos im Weißen Haus. Sollte Trump bei der Präsidentenwahl im November gewinnen, soll es nach der Vorstellung der Denkfabrik dieses Mal anders laufen.

Die Inhalte

Der Plan nennt vier Hauptziele:

1. "Die Wiederherstellung der Familie als Kernstück des amerikanischen Lebens und Schutz 
unserer Kinder"

Das »Project 2025« vertritt gesellschaftspolitisch erzkonservative Positionen. Die Autoren lehnen Abtreibung ab, fordern ein Verbot von Pornografie und machen sich für Maßnahmen stark, die »Ehe, Arbeit, Mutterschaft, Vaterschaft und die Kernfamilien« fördern sollen. 

2. »Abschaffung des Verwaltungsstaates und Rückgabe der Selbstverwaltung an das amerikanische Volk«

Die Autoren des »Project 2025« wollen die Beamten in Bundesbehörden und Ministerien weitgehend durch politische Angestellte ersetzen. Dahinter steht der Deep-State-Mythos, wonach in Washington eigentlich im Verborgenen Regierungsbeamte regieren, die angeblich Trump in seiner Amtszeit entgegenwirkten. Die Macht des Präsidenten soll ausgeweitet, der Kongress geschwächt werden. Die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde, zu der auch der Wetterdienst oder das US-Hurrikanzentrum gehören, soll aufgelöst werden, weil sie »einer der wichtigsten treibenden Kräfte der Klimawandel-Alarmindustrie« sei. Ihre Funktionen sollen auf andere Behörden übertragen oder privatisiert werden.

3. »Verteidigung der Souveränität, der Grenzen und des Reichtums unserer Nation gegen globale Bedrohungen«

Der Schutz der US-Grenze wird in dem Manifest als eine Priorität genannt. An der Südgrenze zu Mexiko soll Trumps Grenzmauer fertig gebaut und die Einwanderungsgesetze sollen verschärft werden. Die Inhaftierung und Abschiebung illegal Eingereister sei von »entscheidender Bedeutung, wenn wir die Kontrolle über die Grenze zurückgewinnen« wollen.

Migration in den USA
Das »Project 2025« hat detaillierte Pläne für die Migrationspolitik. Foto: Jae C. Hong/DPA
Das »Project 2025« hat detaillierte Pläne für die Migrationspolitik.
Foto: Jae C. Hong/DPA

4. »Sicherung unserer gottgegebenen individuellen Rechte auf ein freies Leben«

Die Autoren sprechen sich für sogenannte Religionsfreiheit aus. Anders als es klingen mag, bedeutet das eigentlich, dass christliche Werte mit öffentlichen Geldern gefördert und im Alltag eine zentrale Stellung einnehmen sollen. Das Ministerium für Gesundheitspflege und Soziale Dienste soll für eine »eine biblisch begründete, sozialwissenschaftlich untermauerte Definition von Ehe und Familie« einstehen. 

Trump geht auf Distanz

Die Demokraten von US-Präsident Joe Biden warnen im Wahlkampf eindringlich vor »Project 2025«. Die Blaupause gebe Trump mehr Macht über das tägliche Leben der Menschen und schaffe demokratische Kontrollmechanismen ab. Das hat den Republikaner auf den Plan gerufen. Er wisse nichts von »Project 2025«, schrieb der 78-Jährige auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. »Ich stimme mit einigen der Aussagen nicht überein, und einige der Aussagen sind absolut lächerlich und katastrophal.« 

Trumps Versuch, sich von dem Manifest zu distanzieren, ist nicht wirklich glaubwürdig. Verbündete des Republikaners und frühere Mitarbeiter seiner Regierung haben daran mitgearbeitet. Trumps Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, J.D. Vance, hat enge Verbindungen zur Heritage Foundation. Der Senator versuchte zuletzt auch auf Abstand zu gehen. »Ich garantiere Ihnen, dass es Dinge gibt, die Trump an diesem 900-seitigen Dokument gefallen und nicht gefallen.«

Es gibt außerdem große Überschneidungen zwischen dem Manifest und Trumps Politikversprechen sowie dem Parteiprogramm der Republikaner. Beim Parteitag in Milwaukee, bei dem Trump offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gekürt wurde - wurde auch das Parteiprogramm verabschiedet. 

Darin werden in Versalien 20 »Versprechen« genannt - etwa: »Durchführung der größten Abschiebungsaktion in der amerikanischen Geschichte« - etwas, das Trump selbst immer wieder ankündigt. Genau wie die Abschaffung des Bildungsministeriums, das Aushöhlen des Schutzes von Minderheiten oder das Ende der Förderung nachhaltiger Energien. All das ist im Sinne von »Project 2025«.

Wahlkampf in den USA - Trump
Beim Parteitag in Milwaukee verschieden die Republikaner ihr neues Parteiprogramm. (Archivbild) Foto: Alex Brandon/DPA
Beim Parteitag in Milwaukee verschieden die Republikaner ihr neues Parteiprogramm. (Archivbild)
Foto: Alex Brandon/DPA

Zankapfel Abtreibung

Auffällig ist, dass das Thema Abtreibung nicht in den Versprechen des Parteiprogramms vorkommt und im Text insgesamt nur einmal Erwähnung findet. »Wir werden Spätabtreibungen ablehnen«, heißt es da. Von strikten Abtreibungsverboten ist keine Rede - religiöse Unterstützer hat das verärgert. Mit der Ernennung drei rechtskonservativer Richter für das Oberste Gericht der USA hat Trump es erst möglich gemacht, dass das landesweite geltende Recht auf Abtreibung gekippt wurde. 

Trump feierte das zunächst als Erfolg. Eine Mehrheit der Menschen in den USA unterstützt allerdings das Recht auf Abtreibung. Deshalb windet sich Trump mittlerweile bei dem Thema und vermeidet klare Bekenntnisse. 

Das zeigt sich auch beim Parteiprogramm und mit dem Versuch, zu der Blaupause auf Distanz zu gehen. Trump will gemäßigtere Konservative nicht mit diesen radikalen Positionen verschrecken. »Project 2025« dürfte Trump nach einer möglichen Wiederwahl allerdings Inspiration für seine Politik bieten - mindestens. 

 

© dpa-infocom, dpa:240717-930-176091/3