Aachen (dpa) - Der Polizei-Einsatz gegen Klima-Aktivisten im rheinischen Braunkohlerevier hat bis zum frühen Morgen gedauert. Die Polizei Aachen teilte auf dpa-Anfrage gegen 06.00 Uhr mit, dass die Räumung des Tagebaus in Garzweiler aber »vor dem Abschluss« stehe.
Mehrere Hundert Aktivisten, darunter viele vom Bündnis »Ende Gelände«, hatten im Verlauf des Samstags die Abbaugelände in Garzweiler und Jackerath bei Aachen gestürmt, in diesem Bereich Bahnstrecken besetzt und für eine Unterbrechung des Betriebsablaufs gesorgt. Zur Zahl der festgesetzten Aktivisten beim Einsatz auf den Tagebaugelände machte die Polizei auch am Morgen keine Angaben. Das Aktions-Bündnis »Ende Gelände« twitterte am Morgen, dass »größere Mengen Aktivist*innen freigelassen« freigelassen würden.
Hunderte Demonstranten hatten am Samstag laut Polizei teils mit Gewalt Sperren durchbrochen, dabei wurden acht Polizisten verletzt. Die Beamten setzten ihrerseits Pfefferspray ein. Die Kohlegegner von Ende Gelände prangerten via Twitter »Polizeigewalt« an.
Über verletzte Aktivisten machte die Polizei in der Nacht keine Angaben, ebenso wenig wie über die Zahl in Gewahrsam genommener Menschen. Allerdings berichtete sie über eine versuchte »Gefangenenbefreiung« im Tagebau Jackerath und rief die überwiegend in weiße Papier-Overalls gekleideten Demonstranten auf, friedlich und kooperativ zu sein.
Am Nachmittag blockierten Ende-Gelände-Aktivisten nach Angaben der Polizei die Hambach-Bahn. Auf der Strecke wird Kohle abtransportiert. Eine weitere Bahnstrecke (Nord-Süd) wurde bereits seit Freitagabend besetzt. Mehr als 6000 Aktivisten waren nach Angaben der Bündnis-Sprecherin Kathrin Henneberger am Samstag im Kohlerevier: »Wir haben an vielen Stellen blockiert. Damit haben wir ein deutliches Zeichen gesetzt: Für den Klimaschutz muss jetzt etwas passieren.«
RWE hatte nach Angaben eines Sprechers zunächst vier von sechs Produktionseinheiten inklusive Baggern aus Sicherheitsgründen gestoppt.
Zuvor am Samstag hatten sich einem Protestmarsch der Klimaschutzbewegung Fridays For Future am Vormittag auch Familien und ältere Menschen angeschlossen. Die Organisatoren sprachen von 8000 Teilnehmern bei den störungsfreien Aktionen.
Im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe warnen Wissenschaftler: Der Ausstoß von Treibhausgasen etwa aus der Verbrennung von Kohle und Öl müsste viel stärker und schneller reduziert werden. Aber die Zusagen aller Länder weltweit reichen zurzeit bei weitem nicht, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Danach soll die Erderhitzung möglichst auf 1,5 Grad begrenzt werden.
Diese ist voll im Gang: Schon jetzt hat sich die Erde nach Befunden des Weltklimarats IPCC um rund ein Grad aufgeheizt seit der vorindustriellen Zeit um 1750. Geht es weiter wie bisher, ist sie Ende dieses Jahrhunderts wohl gut drei Grad wärmer. Zu den fatalen Folgen gehören je nach Region mehr Hitzewellen, längere Dürren sowie mehr Stürme, Starkregen und Hochwasser.