CHEMNITZ. Die Polizei hat Gerüchte über ein zweites Todesopfer nach der tätlichen Auseinandersetzung in der Innenstadt von Chemnitz dementiert. »Entgegen anderslautender Gerüchte gibt es nach dem Zwischenfall in Chemnitz keinen zweiten Todesfall«, schrieb die Polizei am Montag bei Twitter.
Damit reagierten die Beamten auf Gerüchte, die in sozialen Medien verbreitet wurden.
Neue Erkenntnisse zu dem Vorfall, bei dem ein 35-Jähriger Deutscher an Stichverletzungen gestorben ist, gebe es bislang nicht, sagte eine Polizeisprecherin. Die Ermittlungen liefen. »Zum gestrigen Einsatzverlauf werden wir uns im Laufe des Tages äußern«, teilte die Polizei mit.
Bei der Auseinandersetzung mehrerer Personen waren am frühen Sonntagmorgen zwei weitere Männer verletzt worden. Bei einer Spontan-Demonstration waren am Nachmittag rund 1000 Menschen durch die Innenstadt gezogen. Das seit Freitag laufende Stadtfest war aus Sicherheitsgründen abgebrochen worden.
Wie die »Bild« berichtete, waren unter den Demonstranten »gewaltbereite Rechte«, die gegen Ausländerkriminalität protestierten und Sprüche wie »Wir sind das Volk« skandierten. Die Stadt beendete aus Sicherheitsbedenken vorzeitig ihr Stadtfest.
Die Bundesregierung verurteilte Übergriffe auf Migranten in Chemnitz scharf. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte: »Was gestern in Chemnitz stellenweise zu sehen war und was ja auch in Videos festgehalten wurde, das hat in unserem Rechtsstaat keinen Platz.« Er fügte hinzu: »Solche Zusammenrottungen, Hetzjagden auf Menschen anderen Aussehens, anderer Herkunft, oder der Versuch, Hass auf den Straßen zu verbreiten, das nehmen wir nicht hin, das hat bei uns in unseren Städten keinen Platz, und das kann ich für die Bundesregierung sagen, dass wir das auf das Schärfste verurteilen.«
Der 35-jährige Deutsche war in der Nacht zum Sonntag nach dem Chemnitzer Stadtfest bei einem Streit zwischen Menschen mehrerer Nationalitäten ums Leben gekommen. Die Gründe für die Auseinandersetzung sind bislang ungeklärt. Die Polizei nahm zwei 22 und 23 Jahre alte Männer vorläufig fest, die sich vom Tatort entfernt hatten. Zu deren Nationalität wollten die Beamten zunächst keine Aussage machen, da noch geprüft werde, ob und wie diese in die Auseinandersetzung involviert gewesen seien. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln wegen Totschlags.
Das schwer verletzte 35-jährige Opfer starb im Krankenhaus. Zwei weitere verletzte Männer im Alter von 33 und 38 Jahren wurden ebenfalls ins Krankenhaus gebracht. Am Sonntag wurden Zeugen vernommen, wie eine Sprecherin weiter sagte. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte die Polizei zunächst keine weiteren Angaben machen. (dpa)