Maskat (dpa) - Nach dem Tod des omanischen Sultans Kabus bin Said hat dessen Cousin in einem reibungslosen Machtübergang die Herrschaft in dem arabischen Land übernommen. Haitham bin Tarik Al Said legte am Samstag seinen Eid ab, wie die Regierung in der Hauptstadt Maskat mitteilte.
Der in dem ölreichen Land im Südosten der Arabischen Halbinsel sehr beliebte Kabus war im Alter von 79 Jahren gestorben. Er soll Krebs gehabt haben. Im Oman wurde eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.
Kabus war so lange an der Macht wie kein anderer Herrscher der arabischen Welt. Er hatte das Sultanat Oman fast 50 Jahre im Alleingang regiert und von einem rückständigen Landstrich in einen modernen, prosperierenden Staat verwandelt. »In tiefer Trauer und mit großem Schmerz gibt der königliche Hof den Tod von Sultan Kabus bekannt«, hieß es in einer offiziellen Mitteilung.
Der Monarch hatte weder Kinder noch Brüder. Seinen Nachfolger legte er in einem Brief fest, den der Verteidigungsrat in Anwesenheit von Mitgliedern der Herrscherfamilie öffnete. Dort war der letzte Wille des Verstorbenen festgehalten. Der 65 Jahre alte neue Sultan Haitham war bisher Kulturminister. In seiner ersten Rede sagte er zu, die Politik seines Vorgängers fortsetzen und sich wie dieser nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einmischen zu wollen.
Kabus wurde noch am Samstag im Familiengrab beerdigt. Der an der britischen Militärakademie Sandhurst ausgebildete Kabus hatte am 23. Juli 1970 im Alter von 29 Jahren die Macht im Land übernommen. Damals kippte er mit Hilfe des Militärs und des britischen Geheimdienstes seinen Vater Said vom Thron. Dieser hatte das Land nach außen abgeschottet und jede Modernisierung verweigert.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) erklärte am Samstag: »Wir trauern um einen großen Staatsmann.« Kabus habe Oman in die Moderne geführt und gleichzeitig das kulturelle Erbe seines Landes bewahrt. Die Europäische Union sicherte dem Oman die weitere Zusammenarbeit zu. In einem gemeinsamen Beileidsschreiben versicherten ranghohe EU-Politiker am Samstag: »Die Europäische Union wird weiter an der Festigung einer starken und dauerhaften Partnerschaft mit dem Sultanat Oman und seiner Bevölkerung arbeiten.«
US-Präsident Donald Trump kondolierte den Menschen im Oman und zeigte sich betroffen über den Tod des Sultans. »Sultan Kabus hat seinem Land Frieden und Wohlstand gebracht und war allen ein Freund«, hieß es in einer am Samstag vom Weißen Haus verbreiteten Mitteilung Trumps. »Sultan Kabus war den Vereinigten Staaten ein echter Partner und Freund und hat mit neun verschiedenen amerikanischen Präsidenten zusammengearbeitet.« Die USA würden sein Andenken ehren, indem sie die Partnerschaft mit dem Oman weiter stärkten.
Unter der Herrschaft von Kabus entwickelte sich der Oman mit Hilfe von Öleinnahmen zu einem modernen und stabilen Staat. Der arabische Aufstand 2011 ging fast spurlos an dem Sultanat vorbei. Menschenrechtler beklagen jedoch fehlende Meinungsfreiheit und die Verhaftung von Regierungskritikern in dem autokratisch regierten Land. International positionierte Kabus den Oman als Vermittler zwischen dem Iran und dem Westen, aber auch im Jemen-Konflikt.
Der Oman gilt auch als Staat, der inoffiziell Kontakte zu Israel pflegt. Im April hatte er die arabischen Staaten dazu aufgerufen, sich um ein Ende der israelischen Existenzängste zu bemühen. In dem muslimischen Land, das fast so groß wie Deutschland ist, leben knapp fünf Millionen Menschen.
Kabus, der am 18. November 1940 geboren wurde, hatte sich immer wieder in Garmisch-Patenkirchen aufgehalten, wo er ein Anwesen besaß. Er war Mitte Dezember auch noch ins belgische Löwen gereist, um sich im dortigen Universitätskrankenhaus behandeln zu lassen. Es hieß, er habe Darmkrebs. Die Behandlung sollte bis Ende Januar dauern, doch schon nach wenigen Tagen flog der Sultan zurück in seine Heimat.