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Neuer Botschafter Israels hat sein Amt angetreten

Für ihn schließe sich ein Kreis, sagt der neue oberste Diplomat Israels in Deutschland. Der 63-jährige Ron Prosor hat familiäre Wurzeln in Berlin. Er will die Beziehungen zwischen beiden Völkern vertiefen.

Ron Prosor und Frank-Walter Steinmeier
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfängt im Schloss Bellevue den neuen israelischen Botschafter in Deutschland, Ron Prosor (l), zur Entgegennahme des Akkreditierungsschreibens. Foto: Wolfgang Kumm
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfängt im Schloss Bellevue den neuen israelischen Botschafter in Deutschland, Ron Prosor (l), zur Entgegennahme des Akkreditierungsschreibens.
Foto: Wolfgang Kumm

Der neue israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat offiziell sein Amt in Berlin angetreten. Der frühere UN-Botschafter übergab sein Beglaubigungsschreiben an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Der 63-jährige Prosor hat deutsche Wurzeln: Sein Vater Uri wurde 1927 in Berlin geboren, als Sechsjähriger ist er mit seinen Eltern vor dem Holocaust nach Palästina geflohen. In Berlin löst Prosor Jeremy Issacharoff ab, der seit August 2017 Botschafter des Staates Israel in Deutschland war.

Die Akkreditierung Prosors in Deutschland fand im Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, statt. Der Diplomat übergab sein Beglaubigungsschreiben an Steinmeier. Beide nutzten die Zeremonie für einen Gedankenaustausch zu den deutsch-israelischen Beziehungen. Diese seien »von großer Tiefe und Lebendigkeit geprägt«, hieß es anschließend aus dem Präsidialamt. »Der Bundespräsident ist überzeugt, dass mit Botschafter Prosor als einem unserem Land seit langem verbundenen Diplomaten die besondere Freundschaft zwischen Israel und Deutschland weiter ausgebaut werden kann.«

Prosor hatte vor seiner Fahrt ins Schloss Bellevue auf Twitter geschrieben: »Heute ist für mich ein besonderer Tag.« Er überreichte seine Beglaubigungsurkunde an Bundespräsident Steinmeier. »Ich freue mich, dass an diesem Tag neben meiner Frau Hadas auch meine Mutter, mein Sohn und meine Schwester an meiner Seite sind, die extra angereist sind.«

Prosor gilt als profilierter Diplomat

Bei der Ernennung Prosors zum Botschafter in Deutschland hatte der damalige israelische Außenminister und heutige Regierungschef Jair Lapid Ende vergangenen Jahres geschrieben, diese »symbolisiert die Bedeutung der israelisch-deutschen Beziehungen und die weitere Stärkung der Zusammenarbeit mit der neuen Regierung in Berlin«. Prosor erklärte zu seiner Ernennung, er sei aus tiefstem Herzen bewegt, nun als Israels Botschafter nach Deutschland zurückzukehren.

Prosor will Jugendaustausch massiv fördern

Der neue israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, sieht den Ausbau des Jugendaustausches zwischen beiden Ländern als eines seiner wichtigsten Ziele. »Lasst uns alles tun, um die direkten Begegnungen von israelischen und deutschen jungen Menschen zu fördern«, sagte der 63-Jährige bei seiner Antrittsrede auf dem Bebelplatz in Berlin. Er selbst werde dafür seine ganze Kraft einsetzen. »Die Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft. Sie sind die Zukunft unserer Beziehungen.«

Prosor wurde von mehreren Jugendlichen begleitet, die im israelisch-deutschen Jugendaustausch aktiv sind. Er ernannte sie symbolisch zu »Botschaftern« und sagte: »Sie sind die echten Botschafter der Zukunft.« Nur die Begegnungen zwischen jungen Menschen könnten die Länder zusammenbringen »und eine echte Brücke zwischen Deutschland und Israel formieren«.

Profilierter Diplomat

Prosor hatte schon mehrere wichtige diplomatische Posten inne, er gilt als einer der profiliertesten israelischen Diplomaten. Zwischen 2011 und 2015 war er Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen. Während seiner Amtszeit warf er den UN vor, Vorurteile gegen Israel zu haben. Zwischen 2007 und 2011 vertrat der gelernte Artillerieoffizier im Rang eines Majors sein Land in Großbritannien. Von 1988 bis 1992 war Prosor an der Botschaft in Bonn und pflegte Verbindungen in die DDR. Nach dem Fall der Mauer 1989 knüpfte er Kontakte in die neuen Länder.

Bei seinem Eintreffen in Berlin Anfang August hatte Prosor in fließendem Deutsch betont, die deutsch-israelischen Beziehungen lägen ihm seit langem sehr am Herzen. Wegen der familiären Wurzeln nach Berlin schließe sich mit dem Botschafterposten für ihn ein Kreis: »Für mich ist es nicht nur eine berufliche Aufgabe, sondern auch eine persönliche.« Er wolle nicht nur die Beziehungen zwischen den Regierungen vertiefen, sondern auch zwischen den Völkern.

Auch auf persönlicher Ebene dürfte es künftig engen Kontakt zwischen Berlin und Jerusalem geben: In einem Tweet zum Amtsantritt des früheren deutschen Regierungssprechers Steffen Seibert als neuer Botschafter in Israel duzte Prosor seinen Amtskollegen. Er nannte Seibert einen lieben Freund.

Klare Worte zu Abbas-Eklat

Schon vor seinem offiziellen Amtsantritt hat Prosor klar gemacht, dass er auch künftig seine Stimme gegen Antisemitismus erheben wird. Nach dem Holocaust-Vergleich von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas bei dessen Besuch in Berlin in der vergangenen Woche forderte er auf Twitter, solche Aussagen in Deutschland nicht hinzunehmen. »Schande!«, schrieb Prosor und sprach von »Holocaust-Leugnung von Mahmud Abbas auf deutschen Boden«. In einer weiteren Twitter-Nachricht fügte er später hinzu: »Holocaust-Leugnung muss mit null Toleranz begegnet werden - überall und jederzeit.«

Abbas hatte Israel am Dienstag vielfachen »Holocaust« an den Palästinensern vorgeworfen und damit Empörung ausgelöst.

© dpa-infocom, dpa:220822-99-471501/9