Die Mehrheit der Bürger ist einer Umfrage zufolge mit dem Agieren von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Konflikt um den russischen Krieg gegen die Ukraine unzufrieden.
45 Prozent äußerten sich in der Erhebung des Instituts YouGov für die Deutsche Presse-Agentur eher unzufrieden oder sogar sehr unzufrieden (25/20 Prozent). 37 Prozent sind in dem internationalen Konflikt demnach eher oder sehr zufrieden mit Scholz (28/9). 18 Prozent konnten oder wollten sein Agieren nicht bewerten. Lediglich unter den SPD-Sympathisanten ergab sich ein ganz anderes Bild: Sie zeigten sich zu 59 Prozent mit Scholz zufrieden und zu 34 Prozent unzufrieden.
Schlechte Kommunikation und führungsschwach
Dabei nimmt die Mehrheit in der Praxis nicht wahr, wofür sich der jetzige Kanzler einst selbst gerühmt hatte: nämlich führungsstark zu sein. Lediglich 25 Prozent bescheinigten ihm im Umgang mit der russischen Aggression Führungsstärke - 51 Prozent sagten: »Er agiert eher führungsschwach« (Weiß nicht/keine Angabe: 24). Noch schlechter wird seine Kommunikation bewertet: 56 Prozent befanden, dass er seine Politik nicht ausreichend erklärt, 22 Prozent sahen das anders (Weiß nicht/keine Angabe: 22). Selbst die Wähler der Ampel-Koalition bewerten Scholz hinsichtlich Führungsstärke und Kommunikation ähnlich, wenngleich die Werte bei ihnen nicht ganz so weit auseinanderklaffen wie im Bevölkerungsdurchschnitt.
Noch etwas schlechter als der Kanzler schneidet die Koalition von SPD, Grünen und FDP insgesamt ab. 50 Prozent der Befragten zeigten sich mit ihrem Agieren im Zusammenhang mit dem russischen Ukraine-Krieg eher oder sehr unzufrieden (30/20 Prozent), 30 Prozent eher oder sehr zufrieden (26/4; Weiß nicht/keine Angabe: 20). In dieser Frage sind neben den SPD-Wählern aber auch die der Grünen mehrheitlich gegenteiliger Auffassung, während die Bewertungen der FDP-Sympathisanten in etwa dem allgemeinen Durchschnitt entsprechen.
Meinung könnte sich ändern
Allerdings wurden die Daten vom Montag bis Mittwoch erhoben. Das war, bevor sich die Ampel-Koalition und die oppositionelle Union auf einen gemeinsamen Bundestagsantrag zur Lieferung schwerer Waffen einigten, und zumindest teilweise, bevor die Regierung am Dienstag die Lieferung von Gepard-Panzern ankündigte. Beide Ereignisse könnten Einfluss auf die Wahrnehmung und Bewertung von Kanzler und Koalition gehabt haben.
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