Mehrere Medizinerverbände plädieren für ein Ende der generell kostenfreien Corona-Bürgertests.
Tests nur nach Anlass »würden die Zahl der zu übermittelnden Testergebnisse deutlich reduzieren«, sagte Elke Bruns-Philipps vom Bundesverband der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BvÖGD) der »Ärzte Zeitung«.
Ein Sprecher des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) sagte der Zeitung: »Die Weiterführung anlassloser Tests, zu denen auch die Bürgertests gehören, ist aus Sicht der fachärztlichen Laboratorien nicht mehr erforderlich.«
Das Bundesgesundheitsministerium hatte das Angebot kostenloser Schnelltests für alle kürzlich bis in den Frühsommer verlängert. Die Testverordnung, die auch diese Bürgertests regelt, bleibt vorerst bis einschließlich 29. Juni in Kraft. Damit haben weiterhin alle auch ohne Symptome Anspruch auf mindestens einen Schnelltest pro Woche an Teststellen durch geschultes Personal.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz nannte Forderungen nach einem Aus dafür absurd. Mit einem Wegfall kostenloser Testmöglichkeiten würde die Vorfeldbeobachtung in der Pandemie abgeschaltet, sagte Vorstand Eugen Brysch am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. »Der Blick für die Realität braucht Fakten. Dazu gehören weiterhin hohe Inzidenzen, eine exorbitante Positivquote bei den PCR-Tests und eine erschreckend hohe Anzahl von Toten.« Bürgertests seien dabei oft die Einflugschneise für eine faktenbasierte Pandemiebekämpfung.
Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, forderte ebenfalls, an den Bürgertests festzuhalten. Die Inzidenzen gäben ein Bild über das Infektionsgeschehen ab, sagte er der »Ärzte Zeitung«. »Deshalb plädieren wir auch weiterhin für niedrigschwellige Testangebote, zum einen, um Bürgerinnen und Bürgern Klarheit über ihren eigenen Corona-Status zu geben, zum anderen, um früh erkennen zu können, wenn sich das Infektionsgeschehen massiv ändert.«
Amtsärztin Bruns-Philipps forderte zudem, die Gesundheitsämter von Bürokratie zu entlasten. So sollten die heute nötigen Isolationsanordnungen für Infizierte entfallen. Auch sei das Übermitteln von Testergebnissen zum »Freitesten« entbehrlich, da jeder positive Test erneut aufwendig bearbeitet werden müsse.
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