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Mansour fordert bessere Konzepte gegen Antisemitismus

Der Psychologe Ahmad Mansour fordert eine sachliche Debatte über Antisemitimus hierzulande, auch um der Ohnmacht beim Umgang mit dem Thema zu begegnen.

Experte Mansour
Der Psychologe Ahmad Mansour. Foto: Jörg Carstensen
Der Psychologe Ahmad Mansour.
Foto: Jörg Carstensen

Der Autor Ahmad Mansour hat nach den antiisraelischen Demonstrationen in Berlin am Wochenende bessere Bildungskonzepte gegen Judenfeindlichkeit unter arabischstämmigen Jugendlichen gefordert.

»Keiner wird als Antisemit geboren«, sagte Mansour am Montag der Deutschen Presse-Agentur. »Diese Jugendlichen sind erreichbar.« Das hat er demnach bei seiner Sozialarbeit immer wieder gelernt: Man erreiche nicht alle, aber viele. Mansour, der als Palästinenser in Israel aufwuchs, ist Islamismus-Experte und widmet sich in Projekten dem Kampf gegen Antisemitismus.

Er macht in der Mitte der hiesigen Gesellschaft eine Art von Ohnmacht beim Umgang mit dem Thema aus: Man wolle nicht rassistisch sein, man wolle keine Rechtsradikalen bestätigen. Er hält es demnach für wichtig, sachlich darüber zu reden, und noch wichtiger, Konzepte zu liefern. Nach Mansours Beobachtung wird an den Schulen der Holocaust und der Nationalsozialismus thematisiert, aber zu wenig der israelbezogene Antisemitismus. Lehrer müssten befähigt werden, darüber zu reden. Auch beim Thema Verschwörungstheorien und Querdenker sieht Mansour bei den Pädagogen noch Nachholbedarf, ebenso bei Social Media.

Es wird laut Mansour immer wieder gesagt, dass Antisemitismus in Deutschland nichts zu suchen habe, aber das Thema sei da - in der Neuköllner Hermannstraße wie auch in den Schulen. An vielen Orten in Deutschland gehöre es zum Alltag, dass »Jude« als Schimpfwort auf den Schulhöfen genutzt werde. Das begleite ihn, seitdem er in Deutschland sei, berichtete der Autor, der seit 2004 hier lebt. Das dürfe nicht sein. »Da müssen wir als Demokraten alles tun, um wirklich diese Menschen zu erreichen.« Das sei Teil der Integration, Bildung und demokratischer Erziehung, »die wir betreiben müssen in diesem Land«. Auch von der Justiz forderte Mansour ein schärferes Vorgehen gegen Antisemitismus.

Viel Propaganda aus dem Nahen Osten

In den vergangenen fünf, sechs Tagen war nach seinen Worten zu beobachten, dass ganz viel Propaganda aus dem Nahen Osten nach Deutschland kam - hoch emotionalisiert über Instagram. »Die Jugendlichen konsumieren das, und dann gehen sie auf die Straße mit einem ganz klaren Anspruch auf die Wahrheit, was da unten passiert.«

Am Samstag waren wie schon am Freitag mehrere hundert pro-palästinensische Demonstranten durch Kreuzberg und Neukölln gezogen. Dabei seien volksverhetzende Parolen gerufen sowie Journalistinnen und Journalisten bedrängt, beleidigt und angegriffen worden, teilte die Polizei am Sonntag mit. Polizisten seien mit Plakaten und Holzstangen beworfen worden.

Nach Angaben von Beobachtern wurden judenfeindliche Äußerungen wie »Drecksjude« laut. Journalisten seien getreten, geschubst und geschlagen worden, teilte die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU) mit. Die Polizei ermittelt wegen besonders schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und Volksverhetzung.

Pressemitteilung zur Demo am Freitag

Profil Ahmad Mansour

© dpa-infocom, dpa:220425-99-36710/2