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London: Wagner-Aufstand Russlands »größte Herausforderung«

Die britischen Geheimdienste sind seit Ausbruch des russischen Angriffskriegs gut informiert. Nach ihrer Einschätzung dürften die kommenden Stunden aufschlussreich für den Verlauf der Krise sein.

Machtkampf in Moskau
Ein Blick auf das Gebäude des russischen Verteidigungsministeriums mit Flugabwehrsystemen auf dem Dach in Moskau. Foto: Uncredited/DPA
Ein Blick auf das Gebäude des russischen Verteidigungsministeriums mit Flugabwehrsystemen auf dem Dach in Moskau.
Foto: Uncredited/DPA

Der Aufstand der Söldnertruppe Wagner ist nach Ansicht britischer Geheimdienste für den russischen Staat die »größte Herausforderung« der jüngeren Zeit. »In den kommenden Stunden wird die Loyalität der russischen Sicherheitskräfte und insbesondere der russischen Nationalgarde entscheidend für den Verlauf der Krise sein«, betonte das Verteidigungsministerium in London am Samstag.

Es gebe bisher nur »sehr begrenzte Beweise« für Kämpfe zwischen Wagner und Sicherheitskräften. Dies deute darauf hin, dass einige russische Truppen wahrscheinlich »passiv« geblieben seien und Wagner nachgegeben hätten.

Einheiten der Wagner-Gruppe hätten an mindestens zwei Stellen aus der Ukraine die russische Grenze überschritten, hieß es in der Mitteilung weiter. In der südrussischen Stadt Rostow habe Wagner »mit ziemlicher Sicherheit wichtige Sicherheitseinrichtungen besetzt, darunter das Hauptquartier, das die russischen Militäroperationen in der Ukraine leitet«. Nun würden Wagner-Einheiten das südwestrussische Gebiet Richtung Norden durchziehen. »Mit ziemlicher Sicherheit« sei ihr Ziel, die Hauptstadt Moskau zu erreichen.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor 16 Monaten täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

Briten in Russland sollen Ausreise erwägen

Die britische Regierung warnt derweil vor einer Ausweitung der Kämpfe auf das ganze Land. »Es gibt Berichte über militärische Spannungen im (südrussischen) Gebiet Rostow und ein Risiko weiterer Unruhen im Land«, heißt es in einer Mitteilung des Außenministeriums.

Zugleich appellierte das Ministerium an Briten, die sich in Russland aufhalten, ein Verlassen des Landes in Erwägung zu ziehen. Es gebe nur wenige Flugverbindungen nach Großbritannien. »Falls Ihre Anwesenheit in Russland nicht unbedingt notwendig ist, empfehlen wir Ihnen dringend, die Ausreise über die verbleibenden kommerziellen Routen in Betracht zu ziehen.«

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im britischen Parlament, Tobias Ellwood, sagte, der Konflikt biete eine »riesige Möglichkeit für die Ukraine, die aktuelle Meuterei und das Chaos in Russland« auszunutzen.

© dpa-infocom, dpa:230624-99-170066/3