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London: Schoigu inszeniert sich als Stratege

Der russische Verteidigungsminister zankt sich mit der Söldnergruppe Wagner und fiel zuletzt mit übertriebenen Schilderungen über ukrainische Verluste auf. London sieht darin eine klare Inszenierung.

Sergej Schoigu
Sergej Schoigu, Verteidigungsminister von Russland. Foto: Pavel Bednyakov
Sergej Schoigu, Verteidigungsminister von Russland.
Foto: Pavel Bednyakov

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu inszeniert sich im Angriffskrieg gegen die Ukraine nach britischer Einschätzung zunehmend als zentrale Figur - auch mit übertriebenen Behauptungen zu Verlusten auf ukrainischer Seite. Der Vertraute von Präsident Wladimir Putin wolle offenbar im Lichte der ukrainischen Gegenoffensive als führender Stratege erscheinen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag mit. »Schoigu ist sich wahrscheinlich der Notwendigkeit bewusst, angesichts der zunehmend unverhohlenen Kritik einiger Landsleute ein positives Image aufrechtzuerhalten«, kommentierte die Behörde.

Zuletzt habe der Minister sich mehrmals zu russischen Verteidigungsoperationen geäußert, darunter seien »mit ziemlicher Sicherheit stark übertriebene Behauptungen über die ukrainischen Verluste«. Er habe zudem öffentlichkeitswirksam die russische Rüstungsindustrie aufgefordert, ihre Anstrengungen zu verdoppeln, und Beamte kritisiert, dass sie nicht schnell genug gepanzerte Reservefahrzeuge an die Front geschickt hätten. Die öffentlichen Auftritte stünden in Kontrast zu anderen Schlüsselmomenten des Krieges, als Schoigu nicht zu sehen war, hieß es.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

© dpa-infocom, dpa:230612-99-23009/2