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Lehrerverband rügt Hochwertung von mecklenburgischem Abi

Ein zusätzlicher Notenpunkt in Mathe für den Abiturjahrgang in Mecklenburg-Vorpommern sorgt für Kritik. Rechtfertigen Corona-Beschränkungen und Zeitmangel die nachträgliche Anpassung?

Abiturprüfung
Verzerrt die Hochwertung des Abiturs in Mecklenburg-Vorpommern die bundesweite Vergleichbarkeit? Diese Sorge hat der neue Präsident des Lehrerverbands, Stefan Düll. Foto: Silas Stein/DPA
Verzerrt die Hochwertung des Abiturs in Mecklenburg-Vorpommern die bundesweite Vergleichbarkeit? Diese Sorge hat der neue Präsident des Lehrerverbands, Stefan Düll.
Foto: Silas Stein/DPA

Der Deutsche Lehrerverband und Wirtschaftsvertreter kritisieren, dass Mecklenburg-Vorpommern das schriftliche Mathematik-Abitur wegen vieler schlechter Ergebnisse einen Notenpunkt hochwertet. Dadurch werde die bundesweite Vergleichbarkeit der Noten verzerrt, sagte der neue Präsident des Lehrerverbands, Stefan Düll, der »Bild«-Zeitung. Abweichungen in den Noten-Schnitten gebe es immer wieder. »Man darf nicht darauf verfallen, künftig alles mit Corona entschuldigen zu wollen.« Düll leitet seit 2014 das Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß nahe Augsburg.

Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands der Deutschen Bauindustrie (ZDB), Felix Pakleppa, warf der Politik ein falsches Spiel vor. »In der Schule kann man sich verrechnen, auf der Baustelle nicht. Da muss die Wand gerade stehen«, sagte er dem Blatt. Die Firmen in seiner Branche müssten »bei Lehrlingen immer öfter in Mathe und Deutsch nachschulen«, erklärte Pakleppa. »Ein Fliesenleger beispielsweise muss den Boden berechnen können. Das muss in jedem Fall stimmen und darf nicht falsch sein.« Der Präsident des Bundesverbands Güterverkehr und Logistik (BGL), Dirk Engelhardt, kritisierte die nachträgliche Notenanpassung ebenfalls.

Distanzunterricht von Dezember bis Mai

Landesbildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) hatte gestern zur Begründung für die Noten-Hochwertung angegeben, die Bearbeitungszeit der Aufgaben sei von Experten im Nachhinein als zu kurz eingeschätzt worden. Außerdem sei dieser Abiturjahrgang in der 10. Klasse wegen der Corona-Beschränkungen von Dezember bis Mai im Distanzunterricht gewesen. Das wirke sich nach Aussage der Experten gerade in Mathematik negativ aus.

Den zusätzlichen Notenpunkt erhalten alle, die eine Mathe-Prüfung geschrieben haben, Grundkurs- ebenso wie Leistungskursschüler. Im Grundkurs gibt es laut Ministerium die Wahl zwischen schriftlicher und mündlicher Abi-Prüfung. Im Mathe-Grundkurs lag der Durchschnitt des schriftlichen Abis bei 4,0 beziehungsweise 4,2 Punkten und damit deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Um die Prüfung zu bestehen, sind fünf Punkte nötig. Im Jahr 2021 war das Mathe-Abi in Mecklenburg-Vorpommern wegen schlechter Ergebnisse sogar um zwei Notenpunkte angehoben worden

© dpa-infocom, dpa:230704-99-275189/2