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Lauterbach: »Kein Alarm« wegen Corona-Sommerwelle

Mit der entspannteren Pandemie-Lage in den warmen Monaten ist es diesmal so eine Sache: Die meisten Vorgaben sind weg, Ansteckungen nehmen erneut zu. Was heißt das für die Bürger und den Corona-Kurs?

Karl Lauterbach
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach empfiehlt, Masken in Innenräumen zu tragen. Foto: Michael Kappeler
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach empfiehlt, Masken in Innenräumen zu tragen.
Foto: Michael Kappeler

Gesundheitsminister Karl Lauterbach setzt angesichts wieder höherer Corona-Infektionszahlen auf Vorsicht aller im Sommer - und dann auf weitere Schutzvorkehrungen für den Herbst.

»Es ist nicht so, dass wir sorglos und ohne Gegenmaßnahmen dieser Sommerwelle begegnen können«, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Es sei aber auch »kein Alarm notwendig«. Er appellierte an die Menschen, freiwillig Masken in Innenräumen zu tragen. Dann rechne er mit einem Herbst, »wo wir nicht zur Normalität zurückkommen. Aber wir werden auch nicht so eingeschränkt sein, wie wir eingeschränkt waren.«

Die Sommerwelle: Das Robert Koch-Institut (RKI) erwartet auch für die nächste Zeit weiter steigende Fallzahlen, wie Vizepräsident Lars Schaade sagte. Jede Welle habe bei jungen und mittleren Altersgruppen begonnen. »Das ist auch diesmal so.« Sie pflanze sich dann fort, und es kämen auch wieder mehr Menschen aus Risikogruppen mit Covid in Kliniken und auf Intensivstation. Gründe für den Trend seien das Ende vieler Schutzauflagen und dass die Variante BA.5 sich noch schneller ausbreite als bisherige. »Die gute Nachricht ist, dass es derzeit keine Hinweise darauf gibt, dass BA.5 zu schwereren Erkrankungen führt als die anderen Omikron-Varianten«, erläuterte Schaade.

Lauterbach warnt vor Ansteckung

Lauterbach warnte dennoch davor, nun Ansteckungen zu riskieren. »Die unvorsichtige Infektion im Sommer ist keine Verheißung«, sagte er auch mit Blick auf länger anhaltende Beeinträchtigungen (Long Covid). Da sei eine Impfung immer der bessere Weg.

Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI nun mit 427,8 an - nach 480,0 gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen am Vortag und 318,7 vor einer Woche. Allerdings ist der Wert wegen des Feiertags Fronleichnam in mehreren Ländern wenig aussagekräftig - Behörden meldeten Fallzahlen am Donnerstag nur sehr eingeschränkt oder gar nicht ans RKI. Zudem gehen Experten seit einiger Zeit von vielen nicht erfassten Fällen aus – vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierten PCR-Tests machen lassen. Doch nur die PCR-Testergebnisse zählen in der Statistik.

Die Herbst-Vorbereitungen: Mit Blick auf eine wieder angespanntere Lage will Lauterbach einen Sieben-Punkte-Plan umsetzen. »Das Ziel ist ganz klar, dass wir besser in den Herbst hineingehen wollen als wir das im letzten Jahr konnten und auch im Jahr davor.« Dazu gehört eine weitere größere Impfkampagne, aber ohne einen neuen Anlauf für die im Bundestag gescheiterte allgemeine Impfpflicht. Weitere Punkte sind ein schnellerer Einsatz von Medikamenten bei Erkrankten und präzisere Zuständigkeiten für Corona-Schutz in Pflegeheimen. Lauterbach sagte, er gehe davon aus, dass Bürgertests auch im Sommer weiter genutzt werden könnten. Bisher ist das kostenlose Angebot bis Ende Juni fix.

Sechs der sieben Punkte könnten direkt angegangen werden, machte der Minister deutlich. Beim letzten ist das kniffliger. Da geht es um Änderungen der Corona-Bestimmungen im Infektionsschutzgesetz, die am 23. September auslaufen. Und in der Koalition lehnt die FDP schnelle Festlegungen ab. Lauterbach kündigte an, dass er mit Justizminister Marco Buschmann (FDP) Eckpunkte noch vor der Sommerpause anstrebt - sie könnten dann nach dem Sommer beschlossen werden. Details nannte er noch nicht. Es sollten »Winterreifen« vorbereitet werden. Und da werde mehr gebraucht, als jetzt an »Sommerreifen« aufgezogen sei.

Neue Impfstoffe an Varianten angepasst

Impfstoff für alle: Noch für den Sommer riet Lauterbach erneut dazu, vierte Impfungen »großzügiger« zu handhaben - also einen zweiten »Booster« nach dem Grundschutz mit meist zwei Spritzen. Vier von fünf der Über-60-Jährigen hätten noch keine vierte Impfung - obwohl diese für ein paar Monate vor einer Infektion und fast immer vor schweren Verläufen schütze. »Die konkrete Entscheidung muss der Einzelne treffen im Einvernehmen mit seinem Arzt.« Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt dies unter anderem generell erst ab 70 Jahren. Der Vorsitzende Thomas Mertens sagte der »Rheinischen Post« (Freitag), eine neue Stellungnahme dazu sei »erst nach dem Sommer sinnvoll«.

Im Herbst sollen drei Impfstoffe angeboten werden können - und zwar in jeweils ausreichenden Mengen. Neben einem für das klassische Virus werden zwei erwartet, die an neue Varianten angepasst sind. »Wir haben so viel Impfstoff beschafft, dass wir jedem jeden Impfstoff anbieten können«, sagte Lauterbach. Bei der Frage, wer welchen Impfstoff erhält, zähle das individuelle Arzt-Patienten-Gespräch. Für die Zukunft hält Lauterbach es für wahrscheinlich, dass es Impfstoffe geben werde, »die die eigentliche Ansteckung verhindern können«. Das sei »Licht am Ende des Tunnels«. Einige Wissenschaftler erwarteten dies, andere hielten es derzeit für nicht greifbar. Es könnten Impfstoffe sein, die sofort über die Schleimhaut wirken.

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