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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Der ukrainische Präsident Selenskyj warnt eindringlich vor russischem Angriff auf weitere Länder - und sieht auch Deutschland in Gefahr. Die News im Überblick.

Ukraine-Krieg - Kiew
»Aktuell sind wir dran. Dann kommen Kasachstan, die baltischen Staaten, Polen und Deutschland«: Wolodymyr Selenskyj. Foto: Evgeniy Maloletka/DPA
»Aktuell sind wir dran. Dann kommen Kasachstan, die baltischen Staaten, Polen und Deutschland«: Wolodymyr Selenskyj.
Foto: Evgeniy Maloletka/DPA

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj befürchtet eine Offensive der russischen Armee im Frühsommer und bittet deswegen den Westen, dabei vor allem die USA, erneut um dringende militärische Hilfe.

»Wir brauchen Hilfe jetzt«, sagte er in einem veröffentlichten Interview des US-Senders CBS. Das ukrainische Militär habe zwar in diesem Winter dem Druck der Angreifer standgehalten, sei aber am Ende seiner Möglichkeiten angelangt.

Er vermutete, dass Russland Ende Mai oder im Juni eine neue Offensive starten werde. Und davor gelte es, sich vorzubereiten. Am dringendsten benötige die Ukraine amerikanische Patriot-Flugabwehrsysteme und weitere Artillerie.

Selenskyj warnte vor möglichen Expansionsplänen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. »Aktuell sind wir dran. Dann kommen Kasachstan, die baltischen Staaten, Polen und Deutschland«, warnte er. Putins Raketen könnten jedes Land jederzeit erreichen. »Diese Aggression und Putins Armee können Europa erreichen, und dann müssen US-Bürger und US-Soldaten Europa verteidigen, da sie Nato-Mitglieder sind.«

Russische Truppen haben den Druck auf die Verteidiger der Ostukraine erhöht. Dabei standen die Gebiete rund um Awdijiwka und Bachmut im Mittelpunkt schwerer Kämpfe, teilte der Generalstab in Kiew in seinem täglichen Lagebericht mit. Insgesamt seien dort elf Vorstöße russischer Soldaten gegen vier Ortschaften gemeldet worden.

Entlang der gesamten Frontlinien vom Süden bis zu den östlichen Teilen der Ukraine seien insgesamt 48 Gefechte aufgeflammt. Bei Charkiw habe es russische Luft- und Artillerieangriffe gegeben. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Toter und Verletzte nach Angriff in Charkiw

Die russische Armee hat auch in der vergangenen Nacht Ziele in der Ukraine mit Raketen und Kampfdrohnen beschossen. Der Bürgermeister der ostukrainischen Stadt Charkiw, Ihor Terechow, berichtete in der Nacht zweimal von Explosionen. In einem Fall sei ein Restaurant getroffen worden. Menschen kamen nach ersten Angaben nicht zu Schaden.

In der zweitgrößten Stadt der Ukraine, dicht an der Grenze zu Russland, waren am Mittwoch russische Fliegerbomben eingeschlagen, die einen Menschen töteten und 19 weitere verletzten. Aus der Großstadt Dnipro in der Südukraine wurden in der Nacht ebenfalls Explosionen gemeldet. Angaben zu Opfern und Schäden gab es bis zum Morgen nicht.

Russland habe bei den Angriffen drei Marschflugkörper vom Typ Ch-22, eine Anti-Radar-Rakete, eine umfunktionierte Flugabwehrrakete S-200 sowie 28 Shahed-Drohnen iranischer Bauaurt eingesetzt, teilte der Kommandeur der ukrainischen Luftwaffe, Mykola Oleschtschuk, auf Telegram mit. 26 Drohnen seien abgefangen worden. Diese Militärangaben sind nicht unabhängig überprüfbar.

London: Russland treibt Angleichung besetzter Gebiete voran

Russland treibt nach britischer Einschätzung die Angleichung der besetzten Gebiete in der Ukraine voran. Russische Behörden leiteten weiterhin entsprechende Initiativen ein, teilte das Verteidigungsministerium in London beim Kurznachrichtendienst X (früher Twitter) mit. Die Briten erwähnten die Einrichtung eines neuen Verwaltungslehrgangs und frühere Aussagen des russischen Justizministers, in den besetzten Gebieten seien mehr als 50 Strafvollzugsanstalten eingerichtet worden.

Die Russische Akademie für Volkswirtschaft und Öffentlichen Dienst wolle einen neuen Masterabschluss zur Staats- und Kommunalverwaltung einführen, schrieben die Briten. Einem Universitätsvertreter zufolge soll das Absolventen ermöglichen, auf allen Ebenen der Verwaltung zu arbeiten, auch in Donezk und Luhansk sowie den Regionen Cherson und Saporischschja. Wahrscheinlich solle das dabei helfen, einen Mangel an »willigem und ausgebildetem Personal« für russische Regierungsposten in den vorübergehend besetzten Gebieten der Ukraine zu überwinden, teilte das britische Ministerium mit.

»Das ist ein weiterer Beleg für Russifizierungsmaßnahmen, um die gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen in den vorübergehend besetzten Gebieten in der Ukraine an die Russische Föderation anzupassen«, schrieb London.

Drohneneinschlag in Verwaltungsgebäude in Belgorod

Auch Belgorod meldete wieder Beschuss. Laut Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow stürzte eine Drohne in ein Verwaltungsgebäude. Dabei sei eine Frau verletzt worden. In einigen Telegram-Kanälen war von mehreren Verletzten die Rede. Demnach soll es sich bei dem betroffenen Gebäude um die Innenbehörde der Region handeln. Das russische Verteidigungsministerium teilte lediglich mit, dass drei Drohnen erfolgreich von der Luftverteidigung abgewehrt worden seien.

Belgorod hat in den vergangenen Wochen immer wieder Beschuss gemeldet, teils auch mit Toten und Verletzten. Opferzahlen und Schäden stehen dabei in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der von Russland angegriffenen Ukraine.

© dpa-infocom, dpa:240328-99-491079/8