Bei neuen russischen Angriffen auf die Ukraine sind nach offiziellen Angaben mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Bei Drohnenangriffen auf die Schwarzmeer-Stadt Odessa kamen laut örtlichen Behörden mindestens drei Menschen ums Leben.
Auch aus der Stadt Dnipro wurden am Morgen Zerstörungen nach einem Drohnenangriff gemeldet. Die Behörden dort veröffentlichten Bilder eines beschädigten Hochhauses, acht Menschen seien verletzt worden. Es werde nach Verschütteten unter Trümmern gesucht, hieß es.
An diesem Samstag jährt sich der Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zum zweiten Mal. Kremlchef Wladimir Putin, der die Invasion am 24. Februar 2022 befohlen hatte, beglückwünschte die russischen Soldaten in der Nacht zum Tag des Vaterlandsverteidigers, einem der wichtigsten nationalen arbeitsfreien Feiertage Russlands. Das Land überzieht die Ukraine immer wieder mit Drohnen- und Raketenangriffen.
Nach Angaben der ukrainischen Luftverteidigung wurden insgesamt 23 von 31 russischen Drohnenangriffen in der Nacht abgewehrt, davon allein neun in Odessa. Die Führung in Kiew fordert immer wieder noch mehr Unterstützung vom Westen beim Ausbau der Flugabwehr, um die Städte im Land noch besser vor Angriffen mit Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen schützen und so mehr Menschenleben retten zu können.
Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte am Morgen in Kiew mit, dass die Ukraine auch auf die zugesagten Kampfjets vom US-Typ F-16 warte - für einen besseren Schutz des Luftraums. Die Ausbildung der ukrainischen Piloten an den Flugzeugen dauere an.
Zuvor hatten die Behörden nach russischen Angriffen auf das ostukrainische Gebiet Donezk den Tod eines Menschen gemeldet. Zudem gab es in dem Dorf Kostjantynopilske neun Verletzte, unter ihnen vier Jugendliche, wie der Militärgouverneur der Region Donezk auf Telegram mitteilte. 13 feindliche Geschosse seien in dem Ort eingeschlagen.
Kopenhagen unterzeichnet Sicherheitsabkommen mit Kiew
Kurz vor dem zweiten Jahrestag der russischen Invasion unterzeichnet außerdem die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen zusammen mit dem ukrainischen Präsidenten ein zehnjähriges Sicherheitsabkommen zwischen Dänemark und der Ukraine. Damit bekräftigt Dänemark seine Unterstützung für die Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine innerhalb ihrer international anerkannten Grenzen von 1991. Ähnliche Abkommen hatte Kiew zuvor bereits mit Großbritannien, Deutschland und Frankreich unterzeichnet.
Mit diesem Abkommen stellt Kopenhagen der Ukraine für dieses Jahr militärische Hilfsgelder von Kopenhagen in Höhe von mindestens 1,8 Milliarden Euro in Aussicht. Von 2023 bis 2028 sollen insgesamt 8,5 Milliarden Euro von Kopenhagen allein für Militärhilfen an die Ukraine fließen. Darüber hinaus wurde in dem Abkommen festgehalten, dass Dänemark die bereits bestehende Zusammenarbeit vor allem im Militärbereich fortsetzen wird.
Bundesweite Solidaritätskundgebungen für Ukraine
Zwei Jahre nach dem Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine solidarisieren sich vielerorts in Deutschland am Samstag Menschen mit dem angegriffenen Land. In Dutzenden Städten sind Kundgebungen, Gedenkgottesdienste und -konzerte geplant.
In zahlreichen Städten wollen auch Oberbürgermeister und in Deutschland lebende Ukrainerinnen und Ukrainer an den Demonstrationen teilnehmen. Dabei soll auch der vielen Opfer des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs gedacht werden.
Selensky trifft US-Senator Schumer
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Gespräch mit dem demokratischen Mehrheitsführer im US-Senat, Chuck Schumer, die Bedeutung des noch in der Schwebe hängenden Milliarden-Hilfspakets für sein Land unterstrichen. »Dieses Paket ist nicht gewöhnlich, es ist von grundlegender Bedeutung für unsere Verteidigung, sowohl was seinen Inhalt als auch das Signal betrifft, das die Unterstützung oder Nichtunterstützung dieses Pakets an die Welt sendet«, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache über sein Treffen mit Schumer und dessen Delegation in Lwiw.
»Die Demokratien sollten sich nicht aus dem historischen Prozess zurückziehen - aus dem Prozess der Verteidigung aller Werte, die unsere moderne Welt definiert haben.«
Das Hilfspaket, in dem 60 Milliarden US-Dollar (rund 56 Milliarden Euro) für die Ukraine vorgesehen sind, hat den Senat als zweite Parlamentskammer bereits passiert. Das Repräsentantenhaus gilt allerdings als größere Hürde. Dort blockieren die Republikaner.
Von der Leyen will nach Kiew reisen
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will am zweiten Jahrestag des Ukraine-Kriegs Kiew besuchen. Aus Sicherheitsgründen könne man zunächst keine näheren Angaben zu dem geplanten Besuch am Samstag machen, hieß es aus der Kommission.
In einer gemeinsamen Erklärung sicherten von der Leyen, EU-Ratspräsident Charles Michel und EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola der Ukraine erneut ihre Unterstützung zu. »Die Europäische Union wird stets die Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine innerhalb ihrer international anerkannten Grenzen unterstützen«, hieß es in dem Papier. »Russland und seine Führung tragen die alleinige Verantwortung für diesen Krieg und seine globalen Folgen sowie für die begangenen schweren Verbrechen.« Man sei weiterhin entschlossen, sie zur Rechenschaft zu ziehen.
Ukraine: Luftwaffe schießt weiteres russisches Flugzeug ab
Die ukrainische Flugabwehr hat eigenen Angaben nach ein weiteres russisches Aufklärungsflugzeug des Typs A-50 abgeschossen. »Ich danke der Hauptaufklärung des Verteidigungsministeriums und allen, die dieses Ergebnis gewährleistet haben!«, schrieb Luftwaffenchef Mykola Oleschtschuk bei Telegram. Dem Militärgeheimdienst zufolge stürzte das Flugzeug über dem südrussischen Gebiet Krasnodar ab. Eine offizielle Bestätigung von russischer Seite gab es für den Vorfall nicht. Die Staatsagentur Tass berichtete lediglich von einem Brand bei Krasnodar, den ein »herabstürzendes Flugobjekt« verursacht habe.
Der Kreml verfügt Militärexperten zufolge nur über gut ein halbes Dutzend einsatzfähiger Flugzeuge dieses Typs. Mitte Januar hatte das ukrainische Militär nach eigenen Angaben bereits eine der wenigen A-50 und ein weiteres Aufklärungsflugzeug des Typs Iljuschin Il-22 über dem Asowschen Meer abgeschossen.
Auswärtiges Amt nun mit ukrainischer Schreibweise
Das Auswärtige Amt ändert indes seine Bezeichnung der ukrainischen Hauptstadt Kiew auf die ukrainische Transkription Kyjiw. »Was für viele schon länger gängige Praxis ist, ändert sich nun auch im «Länderverzeichnis für den amtlichen Gebrauch». Damit wird jetzt im deutschen Amtsverkehr die ukrainische Schreibweise für Kyjiw verwendet«, teilte das Außenamt auf der Plattform X (früher Twitter) mit.
»Das Länderverzeichnis ist maßgeblich für Behörden und wird von Unternehmen sowie von vielen anderen verwendet.« Die Schreibweisen auf Internetseiten, Botschaftsschild und Dienstsiegeln werden demnach nun nach und nach umgestellt.
Die Schreibweise Kiew geht auf die russische Bezeichnung zurück, ist historisch aber die im Deutschen gebräuchliche, wie aus der Verlaufskurve des Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache (DWDS) hervorgeht. Die ukrainische Schreibweise Kyjiw tauchte demnach erst 2021 im deutschen Sprachgebrauch auf.
Minister: Wiederaufbau dürfte bis zu zehn Jahre dauern
Der stellvertretende ukrainische Regierungschef Oleksandr Kubrakow geht davon aus, dass der Wiederaufbau seines Landes bis zu zehn Jahre dauern dürfte, wenn der Krieg jetzt vorbei wäre. »Ich denke, die dringendsten Schäden könnten in zwei oder drei Jahren behoben werden. Aber insgesamt würde es fünf bis zehn Jahre dauern«, sagte der für Wiederaufbau zuständige Minister in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Voraussetzung sei aber, dass die finanziellen Mittel dafür vorhanden wären.
Putin lobt russische Armee an »Tag des Vaterlandsverteidigers«
Kremlchef Putin rechtfertigte derweil anlässlich des militärischen Feiertags einmal mehr seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine und lobte die eigenen Soldaten, von denen seit Beginn der Invasion vor zwei Jahren schon viele ihr Leben verloren haben. »Ihr seid unsere wahren Volkshelden«, sagte Putin in einer Videobotschaft an die Soldaten der russischen Streitkräfte, die der Kreml in der Nacht veröffentlichte.
Der Tag des Vaterlandsverteidigers wird in Russland traditionell am 23. Februar gefeiert. Mit Blick auf die russische Armee, die seit fast zwei Jahren ukrainische Städte bombardiert, behauptete Putin, sie kämpfe »für Wahrheit und Gerechtigkeit« und zeige »Mut bei der Verteidigung Russlands«.
EU-Staaten beschließen neue Sanktionen gegen Russland
Die EU-Staaten haben zum zweiten Jahrestag des Krieges in der Ukraine neue Sanktionen gegen Russland formell beschlossen. Die Maßnahmen richteten sich gegen 106 Personen und 88 Einrichtungen, »die für Handlungen verantwortlich sind, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen«, hieß es in einer Mitteilung von der EU-Kommission und den EU-Staaten. Darunter seien etwa Personen, die an Waffenlieferungen der Demokratischen Volksrepublik Korea an Russland beteiligt sind, sowie der nordkoreanische Verteidigungsminister.
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