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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Die USA sind der wichtigste Unterstützer der Ukraine. Sollten die Hilfen aus Washington ausbleiben, könnte das dramatische Folgen für das von Russland angegriffene Land haben. Der Überblick.

Lloyd Austin
Verteidigungsminister Lloyd Austin betont die Bedeutung der US-Unterstützung für die Ukraine. Foto: Manuel Balce Ceneta/DPA
Verteidigungsminister Lloyd Austin betont die Bedeutung der US-Unterstützung für die Ukraine.
Foto: Manuel Balce Ceneta/DPA

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin befürchtet einen Erfolg Russlands in der Ukraine, falls die USA ihre Unterstützung für das angegriffene Land nicht fortsetzen sollten.

Bei einer Anhörung vor dem Haushaltsausschuss des US-Senats in Washington war Austin danach gefragt worden, wie lange die Ukraine noch Zeit habe, bis Russlands Präsident Wladimir Putin den Krieg gewinnen werde, sollte es keine weiteren US-Militärhilfen für die Ukraine geben. Austin sagte, es sei schwer, einen genauen Zeitrahmen zu nennen. »Ich kann Ihnen aber versichern, dass Putin ohne unsere Unterstützung erfolgreich sein wird«, sagte er. »Wenn wir ihnen jetzt den Boden unter den Füßen wegziehen, wird Putin nur noch stärker werden und er wird erfolgreich tun, was er tun will«, fügte er hinzu.

Einige Republikaner im US-Repräsentantenhaus stemmen sich gegen weitere Ukraine-Hilfen. In der Kongresskammer gibt es Bestrebungen, die Frage der Unterstützung für beide Länder zu trennen und zunächst allein über Hilfen für Israel abstimmen zu lassen.

Außenminister Antony Blinken und Austin betonten, dass die Unterstützung beider Länder dringend notwendig sei, auch weil die Kriege durch enge Verbindungen zwischen Russland und dem Iran, etwa beim Austausch militärischer Ausrüstung, in Zusammenhang stünden. Aus den gleichzeitigen Investitionen ergäben sich viele Vorteile. Außerdem sendeten sie ein starkes Signal an die Feinde der USA. Letztlich gehe es bei der Unterstützung um nichts anderes als die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten.

Selenskyj: Kampf ums Schwarze Meer wird in Geschichte eingehen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stellte unterdessen trotz der aktuell schwierigen Lage an der Front seinen Landsleuten für die Zukunft weitere militärische Erfolge in Aussicht - insbesondere in der Schwarzmeerregion. »Die moderne Welt ist so gestaltet, dass sie sich zu schnell an den Erfolg gewöhnt. Als die Aggression in vollem Umfang begann, haben viele Menschen auf der Welt erwartet, dass die Ukraine nicht standhalten würde«, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. »Mittlerweile werden die kolossalen Leistungen unseres Volkes, aller unserer Soldaten, einfach als gegeben angesehen.«

Selenskyj fügte hinzu: »Der Erfolg der Ukraine im Kampf um das Schwarze Meer wird in die Geschichtsbücher eingehen, auch wenn das derzeit nicht mehr so ​​oft diskutiert wird.«

Moskau: Zwei ukrainische Drohnen über Kursk abgefangen

Die russische Luftabwehr hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau unterdessen erneut zwei ukrainische Drohnen über dem westrussischen Grenzgebiet Kursk abgefangen. Am späten Dienstagabend sei ein Versuch Kiews vereitelt worden, »einen Terroranschlag auf Einrichtungen im Hoheitsgebiet der Russischen Föderation zu verüben«, teilte das Ministerium bei Telegram mit. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen. Kiew äußerte sich vorerst nicht zu dem Vorfall.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 20 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg. In dem Konflikt kommt es immer wieder auch zu ukrainischen Drohnenangriffen auf russischem Territorium. Opfer und Schäden stehen dabei jedoch in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der angegriffenen Ukraine.

UN zählt 18 Millionen Hilfsbedürftige in der Ukraine

Russland führt seit Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Durch russische Drohnen-, Raketen- und Artillerieangriffe kommen immer wieder Zivilisten ums Leben. Der Bedarf an humanitärer Hilfe im Land ist deshalb nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA enorm. Derzeit benötigten rund 18 Millionen Menschen irgendeine Form humanitärer Hilfe, sagte OCHA-Direktor Ramesh Rajasingham am Dienstag (Ortszeit) vor dem UN-Sicherheitsrat in New York.

Vor der russischen Invasion zählten Statistiker rund 41 Millionen Menschen in der Ukraine. Zehn Millionen Menschen mussten seither fliehen, sei es als Vertriebene im eigenen Land oder als Flüchtlinge in andere Staaten. Angesichts des Kriegs im Nahen Osten dürfe man die Ukraine nicht aus den Augen verlieren, mahnte Rajasingham.

Russland droht mit Abschuss von F-16 in der Ukraine

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu drohte noch vor der Ankunft der ersten westlichen Kampfjets vom Typ F-16 in der Ukraine mit deren raschem Abschuss. Im vergangenen Monat habe die russische Flugabwehr »mehr als 1400 Luftangriffsobjekte des Gegners, darunter 37 Flugzeuge und 6 taktische Raketen ATACMS abgeschossen«, behauptete Schoigu bei einer Ministeriumssitzung. Bei diesem Tempo würden die F-16 innerhalb von 20 Tagen vernichtet, meinte er.

Allerdings ist das russische Militär schon mehrfach mit Übertreibungen bei eigenen Erfolgen aufgefallen. So hat das Verteidigungsministerium eigener Zählung nach inzwischen mehr als 500 ukrainische Flugzeuge abgeschossen - mehr als das Nachbarland je hatte. Die Ukraine fordert seit Monaten westliche Kampfflugzeuge, um sich besser wehren zu können. Bisher gibt es Zusagen für F-16-Lieferungen von Dänemark und den Niederlanden an die Ukraine.

UN-Bericht: Russland wohl schuld an Raketenangriff mit 59 Toten

Rund vier Wochen nach einem verheerenden Raketenangriff mit 59 Toten auf das ostukrainische Dorf Hrosa hat das UN-Menschenrechtsbüro einen Bericht veröffentlicht, demzufolge höchstwahrscheinlich Russland dafür verantwortlich ist. Die Indizien ließen darauf schließen, dass es sich um einen russischen Raketenangriff gehandelt habe, der sich gegen ein rein ziviles Ziel richtete, heißt es darin. Es gebe keine Hinweise auf die Präsenz von Soldaten oder militärische Ziele in der Nähe des Einschlagsortes. Die Ukraine hatte von Anfang an Russland für den brutalen Angriff verantwortlich gemacht - was Moskau bislang leugnete.

© dpa-infocom, dpa:231101-99-778987/6