Die Ukraine hat erneut Ziele tief auf russischem Staatsgebiet getroffen. Bei einem Angriff auf einen Militärflugplatz ist nach britischer Einschätzung ein Langstreckenbomber zerstört worden. Es habe sich um eine Maschine vom Typ Tupolew Tu-22M3 (Nato-Code: Backfire) gehandelt, die ungenaue Marschflugkörper vom Typ Ch-22 Burja (Nato: AS-4 Kitchen) auf ukrainische Ziele abfeuern würde, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. In der Ukraine wiederum ist die Stadt Saporischschja laut Medienberichten in der Nacht zum Dienstag mit Shahed-Drohnen angegriffen worden.
Ukraine trifft wieder Langstrecken-Flugplatz in Russland
»Dies ist mindestens der dritte erfolgreiche Angriff auf einen Langstrecken-Flugplatz, was erneut Fragen über die Fähigkeit Russlands aufwirft, strategische Standorte tief im Landesinneren zu schützen«, erklärte das britische Verteidigungsministerium. Der ukrainische Militärgeheimdienst sprach ebenfalls davon, dass mindestens ein strategischer Bomber zerstört worden sei. »Die Rede ist von der Vernichtung eines Bombers Tu-22M3 und von Schäden an mindestens zwei Bombern«, sagte Militärgeheimdienstsprecher Andrij Jussow dem Internetsender Hromadske. Der zerstörte Bomber sei startbereit gewesen. Davon zeugten die Einstiegsleiter für die Besatzung und der starke Brand von mutmaßlich vollen Treibstofftanks auf den verbreiteten Bildern. Wer den Sabotageakt verübt hat, sagte Jussow nicht.
Mehreren ukrainischen Medien zufolge haben Sabotagetrupps auf zwei russischen Militärflugplätzen vier oder fünf Flugzeuge zumindest beschädigt. Die Angriffe fanden am Samstag und Montag in den Gebieten Kaluga und Nowgorod statt.
Angesprochen auf von Russland gemeldete ukrainische Drohnenangriffe auch auf Moskau sagte Außenministerin Annalena Baerbock am Montag: "Russland hat die Ukraine angegriffen. Die Grünen-Politikerin fügte hinzu: "Russland bombardiert zivile Ziele in der Ukraine ohne Unterlass, Getreidesilos, Krankenhäuser, Kirchen. Und die Ukraine verteidigt sich im Rahmen des internationalen Rechts."
Russland wehrt angebliches Eindringen Bewaffneter ab
Eine Gruppe Bewaffneter aus der Ukraine soll nach russischen Angaben versucht haben, in das Gebiet Brjansk vorzudringen. Grenzsoldaten verhinderten das nach Behördenangaben. Gebietsgouverneur Alexander Bogomas teilte mit, der Zwischenfall habe sich im Kreis Klimowo ereignet, der an die Ukraine und Belarus grenzt. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht. Im Mai und Juni waren russische Partisanengruppen, die gegen den Kreml kämpfen, aus der Ukraine in das Gebiet Belgorod eingedrungen. Sie lieferten sich tagelange Gefechte mit der Armee.
Explosionen in Saporischschja
Die ukrainische Luftwaffe teilte bei Telegram mit, eine Gruppe von Angriffsdrohnen sei in der Nähe der Stadt Saporischschja im Südosten der Ukraine gesichtet worden. Später waren Medienberichten zufolge Explosionen zu hören. Durch die Druckwelle seien vier Hochhäuser beschädigt worden, schrieb der Sekretär des Stadtrates, Anatolij Kurtjew, auf Telegram. Niemand sei verletzt worden. In der Stadt Kriwyj Rih beschädigte der Einschlag einer russischen Rakete etwa 20 kleine Häuser, wie die örtlichen Behörden mitteilten. Ein Mann sei leicht verletzt worden.
Moskau will Produktion von Drohnen deutlich ausweiten
Russland setzt bei Luftangriffen in seinem Krieg gegen die Ukraine oft Kampfdrohnen iranischer Bauart ein, die beim Aufschlag im Ziel zerstört werden. Mittlerweile werden diese Drohnen auch in Russland produziert. Russland will nun die Produktion von Flugdrohnen sowohl für das Militär als auch für den zivilen Bereich ausbauen. Von etwa 30 000 benötigten Drohnen für die zivile Nutzung stelle das Land derzeit etwa 6000 Stück selber her, sagte Vizeindustrieminister Wassili Schpak in einem Interview der staatlichen Agentur Tass. »Wenn wir über den militärischen Bedarf reden, dann ist das Niveau der Produktion viel höher.« Zahlen dazu nannte er nicht. Das Steuern von Drohnen und das Aufklären des Geländes soll künftig auch im Wehrkundeunterricht an russischen Schulen geübt werden.
Ukraine erhält neuen Milliardenkredit aus Brüssel
Die Ukraine hat von der EU einen weiteren Hilfskredit in Höhe von 1,5 Milliarden Euro erhalten. Wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Dienstag mitteilte, soll er dem von Russland angegriffenen Land helfen, den Staat am Laufen zu halten und Infrastruktur zu reparieren. Das Geld ist Teil eines bis zu 18 Milliarden Euro umfassenden Darlehensprogramms. Mit den Finanzhilfen will die EU es dem ukrainischen Staat ermöglichen, weiter Löhne und Renten zu zahlen. Zudem soll der Betrieb von Krankenhäusern, Schulen und Notunterkünften für umgesiedelte Menschen garantiert werden. Darüber hinaus kann das Geld auch genutzt werden, um durch den russischen Angriffskrieg zerstörte Infrastruktur wiederherzustellen.
© dpa-infocom, dpa:230822-99-913643/5