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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Während Politiker in Berlin bei einer Konferenz über den Wiederaufbau der Ukraine verhandeln, gehen die Kämpfe in dem Land weiter. Das hat auch Folgen für die Energieversorgung der Menschen. Ein Überblick.

Tschernihiw
Männer gehen über eine von Granaten zerstörte Straße im nordukrainischen Tschernihiw. Foto: Evgeniy Maloletka
Männer gehen über eine von Granaten zerstörte Straße im nordukrainischen Tschernihiw.
Foto: Evgeniy Maloletka

Trotz scharfer westlicher Zurückweisungen beharrt Russland auf der Behauptung, die Ukraine bereite im Krieg den Einsatz einer radioaktiv verseuchten »schmutzigen« Bombe vor. Die Weigerung der USA, dies zur Kenntnis zu nehmen, sei angesichts einer solchen Gefahr inakzeptabel, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Die USA, Frankreich, Großbritannien und die Ukraine hatten zuvor die russischen Vorwürfe als falsch zurückgewiesen. Die Führung in Kiew forderte eine Kontrolle durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA). Im gesamten Land wurde wegen Schäden durch russischen Beschuss am Dienstag erneut stundenweise der Strom abgeschaltet.

In Kiew ertönte Luftalarm. Davon bekam auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier einen Eindruck, der überraschend zu einem Besuch in der Hauptstadt angekommen war. Die G7 der wirtschaftsstarken Demokratien und die Europäische Union brachten derweil einen Marshallplan für den Wiederaufbau der Ukraine auf den Weg. Eine von Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen geleitete Expertenkonferenz gab das Startsignal für ein solches Programm nach dem Vorbild der US-Hilfen für Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Scholz nannte den Wiederaufbau der Ukraine eine »Generationenaufgabe, mit der man jetzt beginnen muss«.

Bombe verletzt in besetzter Stadt Melitopol fünf Menschen

In der russisch besetzten Stadt Melitopol im Süden der Ukraine explodierte eine Bombe. Das teilte die Stadtverwaltung mit. Der Sprengsatz in einem Auto wurde demnach an einem Geschäftszentrum gezündet. Fünf Menschen seien verletzt worden. Melitopol dient der Besatzung als Verwaltungssitz für das Gebiet Saporischschja, das Russland für annektiert erklärt hat. Die Besatzungsverwaltung sprach von einem Terroranschlag. Belegt wurde das nicht. Zugleich ist bekannt, dass ukrainische Kräfte den Kampf in besetzten Gebieten fortsetzen.

Die russische Besatzungsmacht stellt im Gebiet Saporischschja wie auch in Cherson eine paramilitärische Heimatwehr auf. Deren Einheiten sollten Straßen, Brücken, Bahngleise, Fabriken und Infrastrukturobjekte bewachen, sagte Verwaltungschef Jewgeni Balizki. Notfalls werde die Territorialverteidigung aber auch »in der Abwehr an der Frontlinie« eingesetzt, zitierten ihn russische Agenturen.

Bomben-Vorwurf: IAEA plant Inspektionen auf Wunsch Kiews

Experten der Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) sollen in den kommenden Tagen zwei ukrainische Atomanlagen untersuchen, die Russland bei seinen Vorwürfen zu einer »schmutzigen« Bombe erwähnt hatte. Das kündigte IAEA-Chef Rafael Grossi an. Diese Standorte würden aber ohnehin regelmäßig von der IAEA inspiziert. Der Westen wies die russische Behauptung zurück, Kiew plane, zur Diskreditierung Moskaus eine radioaktive Bombe zu zünden. Eine solche »schmutzige Bombe« besteht aus radioaktivem Material, das mit konventionellem Sprengstoff freigesetzt wird.

Stromabschaltungen in allen ukrainischen Regionen

Wegen der Schäden am Stromnetz durch russischen Beschuss ist in allen ukrainischen Regionen am Dienstag erneut stundenweise der Strom abgeschaltet worden. Der Energieversorger Ukrenerho begründete die zeitlich gestaffelten Beschränkungen damit, dass die Belastung der Netze verringert und die Energiesysteme stabilisiert werden sollten. Die lebenswichtige Energie-Infrastruktur wird immer mehr zum Hauptziel der russischen Attacken.

© dpa-infocom, dpa:221025-99-248870/5