Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika ist es am Rande einer nationalistischen Demonstration erneut zu Ausschreitungen gekommen.
Protestierende warfen Molotow-Cocktails und setzten ein Verwaltungsgebäude teils in Brand, wie die örtlichen Behörden am Sonntagabend mitteilten. Die Feuerwehr löschte die Flammen. Videos zeigten auch Angriffe auf das Gebäude der Präfektur in Bastia. Die Präfektur sprach von »extremer Gewalt« und Angriffen auf Sicherheitskräfte. Sie riet Anwohnern im Stadtzentrum, ihre Häuser nicht zu verlassen.
Vorläufigen offiziellen Angaben zufolge wurden 24 Einsatzkräfte, 13 Demonstranten und 1 Passant verletzt. Medien berichteten, dass die Polizei Tränengas einsetzte. Insgesamt nahmen der Präfektur zufolge etwa 7000 Menschen an dem Protest in der nordkorsischen Stadt teil. Aus Sicherheitsgründen waren bereits vor Beginn Straßen abgesperrt worden. Die Präfektur hatte bestimmte Feuerwerkskörper verboten.
Mehrfach gewaltvolle Ausschreitungen
Bereits in der vergangenen Woche war es mehrfach zu gewaltvollen Ausschreitungen bei Demonstrationen auf der Insel gekommen. Ausgelöst wurden sie durch den Angriff auf den wegen Mordes 1998 am damaligen Präfekten verurteilten Nationalisten Yvan Colonna. Ein Mitgefangener attackierte Colonna im Gefängnis in Arles vor gut anderthalb Wochen. Colonna liegt nun im Koma.
Demonstranten werfen Frankreich vor, mitschuldig an dem Angriff auf Colonna zu sein. Sie stören sich daran, dass dieser nicht nach Korsika verlegt worden war. Experten sehen den Grund der gewaltvollen Proteste aber eher darin, dass nationalistische Forderungen in den vergangenen Jahren nicht erreicht wurden und ein echter Dialog mit der Regierung in Paris nicht stattfindet.
Das Verhältnis zwischen Korsika und der Regierung in Paris gilt seit langem als schwierig. Jahrzehntelang kämpften korsische Separatisten für mehr Eigenständigkeit, oft mit Gewalt. Die Untergrundorganisation FLNC legte 2014 die Waffen nieder. Etwa zeitgleich gewannen gemäßigte Nationalisten politisch an Bedeutung. Mittlerweile haben sie die Mehrheit im Regionalparlament und fordern einen Autonomiestatus.
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