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Kopfnicken und Bier: Wüst und Merz demonstrieren Einigkeit

Wer wird der nächste Kanzlerkandidat der CDU? Zuletzt gab es Spekulationen über Auseinandersetzungen zwischen Merz und Wüst. Hilft ein gemeinsamer Auftritt, die Diskussionen zu beenden?

Sommerfest
Prost: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (l) und CDU-Chef Friedrich Merz stoßen mit einem Bier mieinander an. Foto: Christoph Soeder/DPA
Prost: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (l) und CDU-Chef Friedrich Merz stoßen mit einem Bier mieinander an.
Foto: Christoph Soeder/DPA

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst und CDU-Chef Friedrich Merz haben nach Spekulationen über einen sich anbahnenden Machtkampf um die Kanzlerkandidatur Einigkeit demonstriert. Beim Sommerfest der nordrhein-westfälischen Landesvertretung in Berlin begrüßte Hausherr Wüst Unionsfraktionschef Merz am Mittwochabend am Eingang.

Lächelnd und plaudernd gehen beide dann durch das Spalier der mehreren hundert Gäste in den Garten der Landesvertretung. Seit dem Wochenende gibt es Spekulationen über eine mögliche Auseinandersetzung zwischen Merz und Wüst um die nächste Kanzlerkandidatur der Union. Entzündet hat sich die Diskussion an einem Namensbeitrag und einem Interview Wüsts mit pointierten Aussagen, die teils als Abgrenzung von Merz verstanden wurden.

Neben Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Innenministerin Nancy Faeser (beide SPD) und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) begrüßt Wüst auch offiziell »den Oppositionsführer im Deutschen Bundestag, lieber Friedrich Merz«.

Merz und Wüst beim Bier am Stehtisch

Merz nickt teils während der Rede von Wüst, im Anschluss stoßen beide in einem abgesperrten Bereich mit Bier an. Der aus dem Sauerland in Nordrhein-Westfalen stammende Merz unterhält sich angeregt mit NRW-Kultur- und Wissenschaftsministerin Ina Brandes, legt Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (beide CDU) vertraut die Hand auf den Rücken.

Wüst-Rede: Ukraine, Klima und soziale Sicherheit in Deutschland

In seiner Rede streift Wüst die großen Krisen: den Krieg in der Ukraine (»in erster Linie ganz furchtbar für die Menschen dort, aber natürlich auch mit Folgen, die große Herausforderungen für uns alle mitbringen«), den Weg zur Klimaneutralität, verbunden mit der Herausforderung, wettbewerbsfähig zu bleiben oder Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen (»so ehrlich muss man sein«). »Für Wohlstand und soziale Sicherheit überall in Deutschland. An großen Herausforderungen mangelt es nicht.« Es ist, als wollte Wüst zeigen: Ich kann nicht nur NRW, ich kann auch Bundespolitik.

Offenbar vor dem Hintergrund der hohen Umfragewerte für die AfD fügt Wüst hinzu: »Ganz unabhängig davon, wie man politisch tickt. Ganz unabhängig davon, für welche Ebene man zuständig ist: Die Menschen - und auch die haben ja unterschiedliche Auffassungen zu unserem Tun - erwarten, wenn es hart auf hart kommt, immer eines von uns: Setzt euch an einen Tisch und arbeitet gemeinsam an der Lösung der Probleme.« Er ergänzt: »Dass wir dazu immer wieder als Demokraten uns aufraffen, manchmal uns auch zusammenraufen, das löst schon ein Stück Sorge und gibt ein Stück Zuversicht.«

Grüne Neubaur: Große Krisen schaffen wir nur mit Unterhaken

Nach Wüst begrüßt die stellvertretende Ministerpräsidentin und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur von den Grünen die Gäste, natürlich auch den »lieben Herrn Oppositionsführer Merz«. Eine Mahnung hat auch sie parat: »Eine Sache ist klar: Die großen Krisen schaffen wir nicht mit dem Ellbogen, sondern schaffen wir mit dem Unterhaken.«

Nach eineinviertel Stunden verabschiedet sich Merz gegen 20.30 Uhr aus der Runde in der NRW-Landesvertretung. Er hat noch einen anderen Termin.

© dpa-infocom, dpa:230621-99-139786/5