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Kommando Spezialkräfte genießt Lambrechts vollstes Vertrauen

Scharfer Schüsse, ein nasser Hund und eine Warnung an die Adresse Russlands: Die Verteidigungsministerin besucht erstmals das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr.

Kommando Spezialkräfte
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (l, SPD) sieht sich bei ihrem Besuch beim Kommando Spezialkräfte (KSK) in einer Schwimmhalle eine Ausbildungsübung mit einem Hund an. Foto: Bernd Weißbrod
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (l, SPD) sieht sich bei ihrem Besuch beim Kommando Spezialkräfte (KSK) in einer Schwimmhalle eine Ausbildungsübung mit einem Hund an.
Foto: Bernd Weißbrod

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat dem Kommando Spezialkräfte nach dem wegen rechtsradikaler Vorfälle verordneten Reformprozess ihr »vollstes Vertrauen« ausgesprochen. »Es gab in diesem Reformprozess 60 Maßnahmen, die umgesetzt werden sollten, und das ist geschehen«, sagte die Ministerin am Montag bei ihrem ersten Besuch in der der Kaserne des Verbandes in Calw (Baden-Württemberg).

Korrigiert wurden dabei auch Unregelmäßigkeiten im Umgang mit Munition sowie Fehler in der Führungskultur. Lambrecht sagte: »Ich kann den Frauen und Männern hier bei dem KSK mein vollstes Vertrauen aussprechen.« Auch die SPD-Vorsitzende Saskia Esken, die in Calw lebt, war bei dem Besuch dabei.

Das KSK ist der Eliteverband des Heeres für die Befreiung von Geiseln im Ausland, aber auch für den möglichen Einsatz zur Landes- und Bündnisverteidigung. Lambrecht betonte die Bedeutung dieser Aufgabe angesichts der veränderten Sicherheitslage in Europa wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine.

»Es ist oftmals ganz wichtig, Schlüsselinformationen so frühzeitig zu bekommen, dass ich dann eben auch mich darauf ausrichten kann und die entsprechenden Gegenmaßnahmen treffen kann«, sagte sie mit Blick auf die Spezialaufklärung, die das KSK leisten kann. Lambrecht: »Und es ist wichtig, dass bestimmte Ziele von strategischer Bedeutung eben auch erfasst und dann auch entsprechend ausgeschaltet werden können. Das sind beides zum Beispiel Möglichkeiten, die das KSK hat.«

Lambrecht warnt Russland vor nuklearer Eskalation

Auf eine Frage hin warnte Lambrecht Russland davor, den Weg einer nuklearen Eskalation zu beschreiten. Die Behauptung Moskaus, dass die Ukraine den Einsatz einer sogenannten schmutzigen Bombe vorbereite, sei unerhört, und dafür gebe es »null Anhaltspunkte«. Als schmutzige Bomben werden Sprengsätze bezeichnet, die nukleares Material über eine konventionelle Explosion in der Luft verbreiten, somit aber keine Atombomben sind.

»Jede Drohung mit Nuklearwaffen müssen wir ernst nehmen. Und die nehmen wir auch sehr ernst. Sowohl in Deutschland als auch in der Nato«, sagte Lambrecht. Veränderungen - auch in russischen Übungsszenarien - würden genau beobachtet. Auf die Unterstützung der Ukraine habe das keine Auswirkungen. »Ganz klar ist, dass wir auch geschlossen zum Ausdruck bringen, dass der Einsatz solcher Nuklearwaffen, solcher schmutziger Waffen, wie sie so genannt werden, das Überschreiten von roten Linien wäre.«

In der Graf-Zeppelin-Kaserne in Calw traf Lambrecht auch den KSK-Kommandeur, Brigadegeneral Ansgar Meyer, der die Führung in Calw übernommen hatte, nachdem er zuvor letzter Kommandeur der Bundeswehr in Afghanistan war. Das KSK hat etwa 1400 Dienstposten, zu denen aber auch die Unterstützungskräfte der Kommandosoldaten gehören.

Stresstest mit scharfer Munition

Lambrecht besuchte das Schießausbildungszentrum des Verbandes, wo Soldaten den Feuerkampf auf kürzere Distanzen bis 15 Meter trainieren, wie sie in Gebäuden vorkommen können. Ihr wurde dabei der sogenannte Stresstest gezeigt, wo Soldaten inmitten von Lichtblitzen und Störgeräuschen Klapptafeln als Ziel haben und binnen Sekunden entscheiden müssen, ob - vereinfacht gesagt - Täter oder Opfer zu sehen sind. Geschossen wurde mit scharfer Munition.

Im sogenannten Multifunktionstrainingszentrum wurden besondere Anforderungen an einen Diensthundeführer und seinen Diensthund bei einer Gewässerausbildung gezeigt. Über einem Wasserbecken ist dort in mehreren Metern Höhe eine Plattform errichtet, die mit Metallrohren an der Seite in etwa den Kufen eines Hubschraubers entspricht. Der Soldaten sprang von dort mit seinem Hund ins Wasser und wurde von einem Schlauchboot im künstlichen Wellengang aufgenommen. Die Ministerin zeigte sich danach in einer öffentlich weitgehend unbekannten Rolle als Tierfreundin und kraulte den nassen Hund nach dem überstandenen Abenteuer.

© dpa-infocom, dpa:221024-99-242329/2