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Knappe Mehrheit unterstützt von Firmen bezahlte Väterauszeit

Seit Monaten ringt die Ampel um die sogenannte Familienstartzeit. Ein Knackpunkt: die Finanzierung. Laut einer Umfrage wäre eine knappe Mehrheit dafür, Unternehmen die Freistellung bezahlen zu lassen.

Ein Vater trägt sein Kind auf dem Arm.
Die Familienstartzeit würde vor allem Männern zugute kommen. Foto: Sebastian Gollnow/DPA
Die Familienstartzeit würde vor allem Männern zugute kommen.
Foto: Sebastian Gollnow/DPA

Eine knappe Mehrheit der Deutschen befürwortet laut einer Umfrage eine vom Arbeitgeber bezahlte zusätzliche Familienauszeit nach der Geburt eines Kindes. In der repräsentativen Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gaben 51 Prozent der Befragten an, dass sie es »voll und ganz« oder »eher« befürworten, wenn Arbeitgeber die Kosten für eine zweiwöchige Freistellung von zumeist männlichen Arbeitnehmern zur Betreuung eines neugeborenen Kindes übernehmen würden. 33 Prozent lehnten dies ab, 16 Prozent antworteten »Weiß nicht«.

Unter den 2.126 Teilnehmern gaben vor allem jüngere Menschen zwischen 18 und 39 Jahren an, eine solche Lösung zu befürworten. Mit 68 Prozent war die Zustimmung in der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen am größten. Auch unter den Wählern der Linkspartei ist die Idee mit einem Zustimmungswert von 71 Prozent am beliebtesten, gefolgt von Wählern der Grünen (68). Die größten Vorbehalte haben dagegen Wähler von AfD und FDP. Hier gaben 47 Prozent jeweils an, das Finanzierungsmodell eher oder voll abzulehnen.

FDP lehnt Finanzierung durch Arbeitgeber ab

Über die Einführung einer bezahlten Freistellung von Partnern nach der Geburt eines Kindes wird seit Monaten innerhalb der Ampel gerungen. Das Projekt ist auch im Koalitionsvertrag verankert. Dort heißt es: »Wir werden eine zweiwöchige vergütete Freistellung für die Partnerin oder den Partner nach der Geburt eines Kindes einführen.« Beschlossen wurde aber bislang nichts - da das FDP-geführte Finanzministerium den Vorschlag, der Arbeitgeber zur Finanzierung verpflichten würde, ablehnt.

Das von SPD und Grünen unterstützte Modell sieht vor, dass Unternehmen die Auszeit über eine höhere Umlage im bestehenden Mutterschaftsgeld-System mittragen. Ein Betrieb mit 100 Mitarbeitern würde monatlich dadurch lediglich 208 Euro mehr zahlen, hatte etwa der SPD-Fraktionsvize Sönke Rix vor einigen Wochen vorgerechnet und die FDP aufgefordert, ihre Blockade zu lösen. Auch Verbände drängen seit Monaten darauf, die versprochene »Familienstartzeit«, wie die geplante Freistellung auch genannt wird, endlich einzuführen. Sie würde für etliche Familien eine zusätzliche Entlastung und mehr gemeinsame Zeit bedeuten, da sich Väter nach der Geburt eines Kindes unkomplizierter eine Auszeit nehmen könnten - ohne extra Urlaub oder Elternzeit zu beantragen.

Auf Nachfrage teilten sowohl das Familienministerium als auch das Finanzministerium am Freitag lediglich mit, dass sich das Projekt noch immer in der regierungsinternen Abstimmung befinde. Diese Abstimmung war vor ungefähr anderthalb Jahren eingeleitet worden.

© dpa-infocom, dpa:240916-930-233475/1