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Kaum Teilnehmer bei Demo von #IchBinArmutsbetroffen

Wegen steigender Kosten können arme Menschen derzeit noch mehr unter Druck geraten. Im Internet beschreiben sie ihre Lage und erhalten viel Resonanz. Auf der Straße ist der Zulauf aber gering.

Kundgebung
Teilnehmerin vor dem Bundeskanzleramt in Belin. Betroffene von Armut berichten über #IchBinArmutsbetroffen über ihre Erfahrungen und Probleme. Foto: Paul Zinken
Teilnehmerin vor dem Bundeskanzleramt in Belin. Betroffene von Armut berichten über #IchBinArmutsbetroffen über ihre Erfahrungen und Probleme.
Foto: Paul Zinken

Sozialverbände haben die Bewegung #IchBinArmutsbetroffen als wichtig gewürdigt. An einer Demonstration, für die bundesweit geworben wurde, nahmen am Samstagnachmittag in Berlin aber nur 200 Menschen teil, wie die Polizei mitteilte. Vor dem Bundeskanzleramt zeigten Männer und Frauen bei einer Kundgebung Schilder mit der Aufschrift: »Wir brauchen gesundes Essen. Armut abschaffen« und »Soforthilfe für Arme«.

Unter dem Hashtag #IchBinArmutsbetroffen beschreiben Menschen seit Mai im Internet ihr Leben mit sehr wenig Geld und ihre Schwierigkeiten wegen steigender Preise. Erklärtes Ziel ist, die mit Armut verbundene Scham zu überwinden.

Sozialverbände würdigen Initiative

Der Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, sagte der Deutschen Presse-Agentur: »Dass da Menschen auf diese Weise Gesicht zeigen, hatten wir noch nie.« Aus Schneiders Sicht hat dies die gesellschaftliche Stimmung verändert. »Nach meiner Wahrnehmung haben erstmal die Kommentare aufgehört nach dem Motto: Wer noch was zu essen hat, ist nicht arm«, sagte Schneider. »Diese völlige Negierung der Armut, diese Ignoranz, die nehme ich derzeit nicht wahr.« Er fügte hinzu: »Dass dieses Verharmlosen von Armut aufgehört hat, das macht mir Mut.«

Auch der Deutsche Caritasverband hält die Bewegung für bedeutsam. »Es ist sehr wichtig, dass sich Menschen, die selbst von Armut betroffen sind, aktiv in die politische Debatte einbringen«, sagte Verbandsvertreterin Birgit Fix der dpa. »Das schafft eine andere Sensibilität für dieses Thema. Das ist auch gut für die Demokratie, denn wir wissen, dass Menschen in Armut sich in der Regel äußerst wenig politisch betätigen.«

Anstoß für die Bewegung war der Beitrag einer alleinerziehenden Frau aus dem Rheinland auf Twitter im Mai dieses Jahres. Das Hashtag #IchBinArmutsbetroffen wurde danach tausendfach genutzt. Die Stiftung »OneWorryLess« (Eine Sorge Weniger) unterstützt die Bewegung mit Öffentlichkeitsarbeit.

© dpa-infocom, dpa:221015-99-135237/4