Die Junta in Myanmar hat trotz internationaler Proteste erstmals seit Jahrzehnten wieder Todesurteile vollstreckt.
Vier im Januar verurteilte Dissidenten seien hingerichtet worden, darunter der frühere Parlamentsabgeordnete und Hip-Hop-Künstler Phyo Zeya Thaw (41) und der prominente Demokratieaktivist Kyaw Min Yu (53), auch bekannt unter dem Namen Jimmy. Dies berichtete die staatliche Zeitung »Global New Light of Myanmar« am Montag. Sie seien für schuldig befunden worden, bei der Durchführung »unmenschlicher Terrorakte« geholfen zu haben.
Familien erfuhren durch Medien vom Tod ihrer Angehörigen
Es handelt sich um die ersten vollzogenen Todesstrafen in dem südostasiatischen Krisenstaat seit 1990. »Die schockierende Geschwindigkeit, mit der die Todesurteile vollstreckt wurden, und die Gefühllosigkeit, mit der sie durchgeführt wurden, werden noch dadurch verschlimmert, dass die Familien - genau wie wir alle - im Nachhinein und nur durch die Medien vom Tod ihrer Angehörigen erfuhren«, sagte Manny Maung von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch der Deutschen Presse-Agentur. Er forderte die Internationale Gemeinschaft auf, dringend Maßnahmen gegen die Militärregierung zu ergreifen.
Bereits im Juni, nachdem die Verurteilten ihre Berufungsverfahren verloren hatten, warnten UN-Experten: »Diese Todesurteile, die von einem illegitimen Gericht einer illegitimen Junta verhängt wurden, sind ein abscheulicher Versuch, den Menschen in Myanmar Angst einzujagen.« Eine den Familien nahestehende Quelle sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Männer seien am Sonntagmorgen gehängt worden.
Es herrschen Chaos und Gewalt
Die Generäle hatten im Februar 2021 geputscht und die De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi (77) entmachtet. Seither versinkt das frühere Birma in Chaos und Gewalt.
Eine den Familien nahestehende Quelle sagte, die Männer seien am Sonntagmorgen gehängt worden. Der UN-Sonderberichterstatter für die Menschenrechtslage in Myanmar, Tom Andrews, twitterte, er sei »erschüttert« von der Nachricht: »Die UN-Mitgliedstaaten müssen ihre Leben ehren, indem sie diese verderbte Tat zu einem Wendepunkt bei der Reaktion der Welt auf diese Krise machen.«
Die amtierende Asien-Direktorin von Human Rights Watch, Elaine Pearson, sprach von »einem Akt äußerster Grausamkeit«. Die Junta ziele mit dieser Barbarei darauf ab, die Anti-Putsch-Protestbewegung zum Schweigen zu bringen. Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, die Vereinigten Staaten und andere Regierungen sollten die Junta umgehend wissen lassen, »dass die von ihr begangenen Gräueltaten Konsequenzen haben«.
Phyo Zeya Thaw und Kyaw Min Yu durften ihre Familien vor wenigen Tagen noch einmal per Zoom-Schalte sehen, berichteten lokale Medien und den Familien nahe stehende Quellen. »Wir haben gehofft, die Urteile würden nicht vollstreckt, es ist einfach schrecklich«, sagte eine Frau aus dem Umkreis der Familie von Kyaw Min Yu. »Die Familien dachten, sie seien noch eine Weile sicher.«
Der Aktivist hatte seit 1988 für mehr Demokratierechte gekämpft und bereits in der Vergangenheit mehr als 20 Jahre im Gefängnis gesessen. Der zunächst als Hip-Hop-Sänger bekannte Phyo Zeya Thaw war später in die Politik gegangen und zu einem engen Verbündeten Suu Kyis geworden. Gegen die Friedensnobelpreisträgerin laufen zahlreiche Verfahren wegen angeblicher Vergehen. Vor einem Monat wurde sie vom Hausarrest ins Gefängnis verlegt.
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