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Johnson-Nachfolge: Truss und Sunak werben um Stimmen

Rund sechs Wochen Zeit bleiben der britischen Außenministerin Truss und Ex-Finanzminister Sunak, um die Tory-Partei von sich zu überzeugen.

Sunak und Truss
Rishi Sunak, ehemaliger Finanzminister, und Liz Truss, Außenministerin von Großbritannien. Foto: Pa
Rishi Sunak, ehemaliger Finanzminister, und Liz Truss, Außenministerin von Großbritannien.
Foto: Pa

Nach ihrem Einzug in die Stichwahl um das Amt des britischen Premierministers werben Liz Truss und Rishi Sunak um Stimmen.

Außenministerin Truss beschreibt sich dabei als »steuersenkende, freiheitsliebende Konservative« und wies am Donnerstag im ersten ausführlichen Interview seit ihrer Kandidatur in der BBC Zweifel an ihren geplanten Steuersenkungen zurück. Sie versicherte, diese würden die derzeit explodierenden Lebenshaltungskosten nicht weiter steigern - ein Kritikpunkt, den viele Ökonomen erheben.

Die 46-jährige Truss, die im Umfragen als Favoritin gilt, und der 42-jährige Sunak hatten sich in mehreren Wahlgängen innerhalb der konservativen Parlamentsfraktion durchgesetzt. In den nächsten Wochen reisen die beiden durchs Land und präsentieren sich den Mitgliedern der Partei. Diese treffen die endgültige Entscheidung über die Nachfolge von Amtsinhaber Boris Johnson. Das Ergebnis soll am 5. September verkündet werden.

Sunak: »Wirtschaftliches Wachstum hat Priorität«

»Ich glaube an harte Arbeit, Familie und Integrität«, schrieb Sunak in der Zeitung »Daily Telegraph«. Er wolle die nationale Souveränität stärken und Migration fest kontrollieren. »Wirtschaftliches Wachstum hat Priorität.« Dies gelinge am besten mit Steuersenkungen und einem Abbau der Bürokratie. Allerdings will der ehemalige Finanzminister anders als seine Rivalin die Steuern angesichts der aktuellen Krisen nicht umgehend senken, sondern erst mittelfristig - was ihm in seiner Partei auch viel Kritik einbringt.

Sunak betonte weiter, er sehe sich als Erbe von Ex-Premierministerin Margaret Thatcher, die mit einer rigiden Verschlankung des Staates und weitreichenden Privatisierungen in die Geschichtsbücher eingegangen ist.

Truss sieht sich in der Tradition Thatchers

Die 2013 gestorbene Tory-Ikone spielt im aktuellen Wahlkampf eine erstaunlich große Rolle: Truss sieht sich ebenfalls politisch in der Tradition Thatchers. Doch auch ihre Art, sich zu kleiden und auf Fotos zu inszenieren, wird immer wieder mit der »Iron Lady« verglichen. So machen auf Twitter Fotocollagen der beiden Frauen in fast identischen Outfits oder Situationen die Runde - etwa beide mit Helm auf einem Kampfpanzer oder in weißer Schluppenbluse unter dunklem Blazer. Truss wies eine gezielte Imitation in der BBC jedoch zurück: »Ich bin eine eigenständige Person.«

Rechtfertigen muss Truss sich auch dafür, früher Mitglied der Liberaldemokraten gewesen zu sein und gegen den Brexit gestimmt zu haben. Letzteres bezeichnet die Konservative heute klar als Fehler. »Einige der düsteren Prophezeiungen sind nicht eingetreten«, sagte sie im BBC-Interview. Auch Sunak bekennt sich klar zum Brexit und kündigte bereits an, etliche »Möglichkeiten des Brexits« wie Bürokratieabbau ausschöpfen und »entfesseln« zu wollen.

© dpa-infocom, dpa:220721-99-98737/4