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Jemen: Kriegsparteien beginnen Gefangenen-Austausch

Rund 900 Gefangene werden zwischen der jemenitischen Regierung und den Huthi-Rebellen ausgetauscht. Die Aktion könnte den Weg für eine politische Lösung des Konflikts ebnen.

Huthi-Rebellen
Bewaffnete Huthi-Kämpfer in Sanna (Archiv). Foto: Hani Mohammed
Bewaffnete Huthi-Kämpfer in Sanna (Archiv).
Foto: Hani Mohammed

Im Bürgerkriegsland Jemen haben Regierung und Huthi-Rebellen mit dem Austausch von rund 900 Gefangenen begonnen. Die Überstellung aller Menschen werde drei Tage dauern, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mit. Die Betroffenen seien vorab auf ihre Reisetauglichkeit untersucht worden.

Zwei Flugzeuge aus der von der Regierung kontrollierten Hafenstadt Aden mit insgesamt 249 Menschen an Bord seien auf dem Weg in die von den Huthi-Rebellen kontrollierte Hauptstadt Sanaa. Zwei weitere Maschinen, die 69 ehemalige Gefangene transportieren, hätten zudem Sanaa Richtung Aden verlassen. Der Einigung auf den Gefangenenaustausch waren Verhandlungen unter Aufsicht der Vereinten Nationen in Genf vorausgegangen.

Das Rote Kreuz hatte 2020 den bislang größten Austausch von Gefangenen ermöglicht. Damals wurden mehr als 1000 Gefangene innerhalb von zwei Tagen freigelassen. Nun sollen die Huthi-Rebellen etwa 180 Gefangene freilassen, auch aus Saudi-Arabien und dem Sudan. Im Gegenzug soll die Regierung, an deren Seite Saudi-Arabien gegen die Huthis kämpft, etwa 700 Gefangene freilassen.

Es seien bereits der ehemalige Verteidigungsminister Mahmud al-Subaihi sowie ein ranghoher Militärvertreter der Regierung freigelassen worden und in Aden eingetroffen, hieß es aus Regierungskreisen. Arabische Medien veröffentlichten Aufnahmen, die zeigten, wie die Menschen in beiden Städten nach ihrer Ankunft von glücklichen Angehörigen begrüßt wurden.

Dank des Kompromisses zwischen Regierung und Huthis könnten nun Hunderte Familien das Fest zum Ende des Fastenmonats Ramadan (Eid al-Fitr) gemeinsam feiern, betonte der UN-Sonderbeauftragte Hans Grundberg. Er forderte beide Seiten auf, alle im Zuge des Konflikts inhaftierten Menschen freizulassen. »Tausende weitere Familien warten immer noch darauf, mit ihren Lieben wieder vereint zu werden.«

Der Jemen liegt im Süden der Arabischen Halbinsel. Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen hatten das verarmte Land 2014 überrannt. Heute beherrschen sie weite Teile im Norden samt der Hauptstadt Sanaa. Alle Bemühungen, den Konflikt im Jemen dauerhaft zu lösen, scheiterten bisher. Die jüngste Annäherung der beiden Rivalen Saudi-Arabien und Iran weckt nun aber die Hoffnung auf einen Durchbruch. Die schiitischen Huthi-Rebellen hatten sich bei einem Treffen mit Vertretern aus Saudi-Arabien kürzlich offen für ein Ende des Bürgerkriegs gezeigt.

© dpa-infocom, dpa:230414-99-311561/6