Am Tag nach der Präsidentschafts- und Parlamentswahl in Indonesien haben offizielle Zahlen den deutlichen Sieg des Ex-Generals Prabowo Subianto bestätigt. Bis zum Morgen wurden in dem Inselreich knapp 40 Prozent der Stimmen ausgezählt. Prabowo (72) käme demnach auf etwa 56 Prozent und müsste in keine Stichwahl gegen einen seiner beiden Kontrahenten. Der frühere Gouverneur von Jakarta und Ex-Bildungsminister Anies Baswedan (54) und der Gouverneur der Provinz Zentraljava Ganjar Pranowo (55) lagen mit rund 24 Prozent und 19 Prozent weit abgeschlagen dahinter.
Prabowo, der Ex-Schwiegersohn des früheren Diktators Suharto, hatte sich bereits zum Wahlsieger erklärt, nachdem inoffizielle Schnellauszählungen ihm schon in den Stunden nach der Wahl einen überragenden Sieg prophezeit hatten. Der ehemals mächtige General, dem unter der brutalen Suharto-Herrschaft in den 1980 und -90er Jahren ebenfalls Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, galt bereits vor der Abstimmung als klarer Favorit auf die Nachfolge von Joko Widodo, genannt Jokowi. Der beliebte Noch-Präsident durfte nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren.
Demokratie in Gefahr?
Politische Beobachter befürchten, dass Prabowo als Präsident die Demokratie im viertbevölkerungsreichsten Land der Erde in Gefahr bringen könnte. Als Vize-Präsidenten hat Prabowo den ältesten Sohn Jokowis, Gibran Rakabuming Raka (36), nominiert. Kritiker erklärten daraufhin, Jokowi versuche eine politische Familiendynastie aufzubauen.
Sein Sieg bedeute aber vor allem, dass der Fokus weiterhin auf ein starkes Wirtschaftswachstum und eine Steigerung des Wohlstands in ganz Indonesien gelegt werde, sagte Denis Suarsana, Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jakarta.
Eine deutliche Mehrheit der Indonesier habe dafür gestimmt, die Agenda von Präsident Jokowi fortzusetzen, »mit dem Bonus, dass ein starker Mann das Land für die nächsten fünf Jahre regieren wird«, schrieb die Zeitung »Jakarta Post«. »Der nächste Schritt für Prabowo nach seiner Machtübernahme wird darin bestehen, seinen Kritikern das Gegenteil zu beweisen und zu zeigen, dass er statt eines antidemokratischen Politikers ein Konsensstifter sein kann.«
Im größten muslimischen Land der Welt mit seinen etwa 17.000 Inseln waren knapp 205 Millionen Menschen zur Wahl gerufen. Ein Drittel ist jünger als 30 Jahre. Das offizielle Endergebnis will die Wahlbehörde Ende März verkünden.
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