Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, hat in der Debatte um Corona-Maskenpflichten zu mehr Absprache mit den Nachbarländern geraten. »Für den Entscheidungsprozess wie auch für die Resonanz in der Bevölkerung wäre es sicherlich von Vorteil, wenn häufiger ein Blick über die Grenzen geworfen und sich enger mit unseren europäischen Partnerländern abgestimmt werden würde«, sagte Weigeldt der »Rheinischen Post«.
Er äußerte sich nach Bekanntwerden der Pläne für eine Aufhebung der FFP2-Maskenpflicht in Flugzeugen. Der Bundestag soll die Corona-Bestimmungen im Infektionsschutzgesetz für den Herbst an diesem Donnerstag beschließen.
»Wir haben es schon mehrfach gesehen: Statt die wirklich entscheidenden Themen anzupacken, verrennen wir uns in detailverliebte Debatten«, sagte Weigeldt. »Dieses Hin und Her rüttelt heftig an der Akzeptanz in der Bevölkerung. Viele wissen schlichtweg nicht mehr, aus welchen Gründen welche Entscheidungen getroffen werden.«
Lauterbach: Infektionsrisiko in Bussen und Bahnen höher
Flugreisende sollen künftig keine Masken mehr tragen müssen. In der Ampel-Koalition hatte die FDP Druck für ein Ende der gesetzlichen Vorgabe an Bord gemacht. Ein Wegfall der Maskenpflicht für Bahnreisende ist nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hingegen keine Option. »Selbstverständlich ist es so, dass das Risiko, sich zu infizieren, in Bussen und im Bahnverkehr sehr viel höher ist als im Flugverkehr«, sagte der SPD-Politiker am Dienstag. Er verwies auf die bessere Durchlüftung im Flugzeug.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), sagte der Zeitung: »Die Ampel wird nun auch Stellung zur Frage beziehen müssen, welche Maskenpflichten sie in Bussen und Bahnen plant. Eine pauschale FFP2-Pflicht über viele Monate hinweg lässt sich auch im ÖPNV nicht rechtfertigen.«
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnte davor, den gesellschaftlichen Konsens zu gefährden. »In der Bahn mit Maske, später im Flieger aber ohne Mund- und Nasenschutz« - so werde die Pandemie-Strategie der Bundesregierung immer absurder, kritisierte Vorstand Eugen Brysch. Weiter sagte er der dpa: »Um durch diesen Winter zu kommen, braucht es eine einheitliche, verständliche Strategie und nicht Parteipolitik.«
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