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Harbarth: Demokratie nicht von Zuschauerrang kommentieren

Am 23. Mai wird das Grundgesetz 75 Jahre alt, das Bundesverfassungsgericht wacht über seine Einhaltung. Sein Präsident sieht aber auch die Bürger in Verantwortung.

Stephan Harbarth
Stephan Harbarth ist Vorsitzender des Ersten Senats beim Bundesverfassungsgericht. Foto: Uli Deck/DPA
Stephan Harbarth ist Vorsitzender des Ersten Senats beim Bundesverfassungsgericht.
Foto: Uli Deck/DPA

Der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Stephan Harbarth, hat an die Bürgerinnen und Bürger appelliert, sich persönlich für den Erhalt der Demokratie einzusetzen. »Wir alle sollten uns im 75. Jahr des Grundgesetzes bewusst machen, dass Demokratie nur funktioniert, wenn wir uns selbst einbringen. Es reicht nicht aus, Demokratie nur von der Zuschauertribüne zu kommentieren«, sagte Harbarth dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Er mahnte: »Demokratie muss immer verteidigt und erkämpft werden.« Es gehöre auch zur Freiheit, sich zurückzuziehen. »Aber wenn das jeder macht, ist die Demokratie am Ende«, warnte Harbarth.

Das Grundgesetz - die deutsche Verfassung - wurde am 23. Mai 1949 - also vor 75 Jahren - erlassen. »Unser Land durchläuft eine der bisher schwersten Phasen in seiner 75-jährigen Geschichte«, sagte Harbarth auf die Frage, ob die AfD die Demokratie unterwandere - ohne die Partei dabei namentlich zu nennen. »Das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit der Demokratie sinkt, die Unzufriedenheit wächst, Menschen wenden sich stärker als früher den politischen Rändern und autoritären Führungsmodellen zu.« Harbarth sprach von einem Bündel an Motiven und nannte »Enttäuschung, Frustration, wirtschaftliche, soziale, kulturelle Sorgen.«

Demokratische Prozesse seien nicht einfach und meistens auch nicht schnell, räumte Harbarth ein und ergänzte mahnend: »Aber nichts ist in der deutschen Geschichte so krachend gescheitert wie die Gegenmodelle zur Demokratie.«

© dpa-infocom, dpa:240316-99-357383/2