Der Chef der islamistischen Hamas im Gazastreifen soll einem Medienbericht zufolge der israelischen Armee knapp entkommen sein. Soldaten seien einige Male an Orte gelangt, an denen sich Jihia Sinwar bis kurz davor aufgehalten haben soll, meldete der israelische TV-Sender Channel 13.
Dem Bericht zufolge gibt es Hinweise darauf, dass der 61-Jährige nie für lange Zeit an einem Ort bleibt. Laut israelischen Medien flüchtete er zu Beginn des Krieges aus dem Norden des Gazastreifens und hält sich nun in der Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiets auf. Diese gilt als Hochburg der Hamas. Die Armee hatte am Dienstagabend angekündigt, ihren Einsatz dort intensivieren zu wollen.
Sinwar wurde 1988 wegen Mordes an vier mutmaßlichen Kollaborateuren und zwei israelischen Soldaten von Israel verurteilt. Er verbrachte danach mehr als zwei Jahrzehnte in israelischer Haft. 2011 kam Sinwar als einer von mehr als 1000 palästinensischen Häftlingen im Gegenzug für den in den Gazastreifen entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit frei. 2017 wurde Sinwar dann Hamas-Chef im Gazastreifen.
Berichte: Wichtiger Hamas-Führer hat noch Beine
Unterdessen wurde bekannt, dass eine seit vielen Jahren in Israel weit verbreitete Vorstellung Medienberichten zufolge doch nicht stimmt. Bei israelischen Tötungsversuchen wurden dem Chef des militärischen Hamas-Arms doch nicht mehrere Gliedmaßen abgerissen. Die Armee habe ein Video gefunden, das Mohammed Deif mit beiden Beinen und Armen zeige, meldete das israelische Armeeradio.
Bislang wurde angenommen, dass der Kommandeur der sogenannten Kassam-Brigaden beide Beine sowie einen Arm bei israelischen Angriffen vor mehr als einem Jahrzehnt verloren hat und dass er teilweise gelähmt ist. Derzeit sitzt er dem Bericht zufolge aber nicht im Rollstuhl, womöglich sei dies einige Jahre während seiner Genesung der Fall gewesen.
Auch die israelische Zeitung »Maariv« berichtete von einem im Gazastreifen entdeckten Video, das zeigen soll, wie Deif, wenn auch humpelnd, läuft. »Deif kann alleine gehen und braucht keinen Rollstuhl. Er scheint auch in der Lage zu sein, beide Arme zu benutzen«, hieß es in dem Bericht. Dies stehe »im völligen Widerspruch zu den detaillierten Einschätzungen des israelischen Geheimdienstes über seine körperliche Verfassung aus den letzten Jahren«. Demnach ging man in Israel davon aus, dass Deif pflegebedürftig ist und eine Vielzahl körperlicher Behinderungen hat.
Zeitung: »Versäumnisse der israelischen Geheimdienste«
Die Zeitung sprach von »Versäumnissen der israelischen Geheimdienste«. Nach Angaben des Armeeradios war diesen aber bereits seit Jahren bekannt, dass der Hamas-Kommandeur in deutlich besserer Verfassung ist als allgemein bekannt. Israels Armee wollte sich auf Nachfrage nicht zu den Berichten äußern.
Deif gilt gemeinsam mit Sinwar, als Planer des Massakers in Israel am 7. Oktober, bei dem rund 1200 Israelis getötet wurden. In einer seltenen Botschaft kündigte Deif an jenem Tag die »Militäroperation« gegen Israel an.
Deif überlebte sieben israelische Tötungsversuche
Bei einem Luftangriff auf ein Haus in Gaza gegen Ende des Gaza-Kriegs 2014 kamen seine Ehefrau und sein kleiner Sohn ums Leben. Deif konnte entkommen. Bekannt auch als das »Phantom«, hat er Berichten zufolge insgesamt sieben israelische Tötungsversuche überlebt, wobei er vier Mal teils schwer verletzt wurde. Der Chef der Kassam-Brigaden soll seit Jahren in einem Versteck leben.
Deif und Sinwar stehen auch im aktuellen Krieg ganz oben auf einer Liste mit Terroristen, die getötet werden sollen. Israel bietet Augenzeugen zufolge Bewohnern des Gazastreifens 100.000 US-Dollar (knapp 92.000 Euro) für Informationen zu Deif. Demnach verteilte die Armee Flugblätter, um Hinweise auf die Führungsspitze der Terrororganisation zu erhalten. Für Jihia Sinwar wurden 400.000 US-Dollar (rund 366.000 Euro) ausgelobt.
Es sei aber wahrscheinlich, dass sich die Hamas-Führer mit einigen der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln umgäben, schreibt die »Washington Post«. Dies erschwere der Armee die Tötung der beiden.
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