Neun von zehn Menschen in Deutschland haben am bundesweiten Warntag im vergangenen Dezember auf dem einem oder anderen Weg eine Warnung erhalten. Das zeigen die Ergebnisse einer Umfrage des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Den Angaben zufolge waren am 8. Dezember 2022 knapp 54 Prozent der Menschen über den neuen Warnkanal Cell Broadcast erreicht worden. Gut jeder Zweite erhielt demnach eine Warnung über eine Warn-App wie Nina oder KatWarn. Knapp 48 Prozent der Menschen hörten laut BBK das Heulen einer Sirene.
Rund 17 Prozent der Teilnehmer der Umfrage gaben demnach an, die Information über die Warnung sei über eine persönliche Mitteilung bei ihnen angekommen. Knapp jeder Zehnte hörte eine Warnmeldung im Radio.
Beim sogenannten Cell Broadcast System geht eine automatische Benachrichtigung an jedes Handy, das zu diesem Zeitpunkt eingeschaltet ist, Empfang hat und mit einer aktuellen Software läuft. Allerdings funktioniert dies bei einigen älteren Handy-Modellen nicht. Dieses Verfahren war beim zweiten bundesweiten Warntag erstmalig zur Anwendung gekommen und hatte nicht überall gleich gut funktioniert. Vor allem im Südosten gab es Ausfälle. In der Auswertung des BBK zum Warntag heißt es: »Die Probewarnung über Cell Broadcast hat in manchen Regionen nur Teile der empfangsfähigen Geräte erreicht. Die Probleme wurden anschließend durch die betroffenen Mobilfunknetzbetreiber zügig behoben.«
9,2 Prozent erhielten keine Warnung
Laut BBK gab fast jeder dritte Teilnehmer der Umfrage, die am Warntag gestartet wurde, an, der Probealarm sei über zwei verschiedene Kanäle bei ihm angekommen. Gut jeder fünfte Mensch in Deutschland nahm die Warnung sogar über drei verschiedene Warnmittel wahr. Lediglich 9,2 Prozent der Bevölkerung erhielten am Warntag den Angaben zufolge überhaupt keine Warnung.
An der Online-Befragung des BBK zum Warntag hatten sich nach Angaben des Bundesamtes rund 833.000 Menschen beteiligt. Um repräsentative Ergebnisse zu erhalten, wurden die Antworten in Bezug auf Merkmale wie Alter, Geschlecht und Bildung gewichtet. Zur Überprüfung der Ergebnisse gab die Bonner Behörde zudem eine Befragung von bundesweit 1005 Menschen in Auftrag.
Die Ergebnisse der Auswertung der Online-Umfrage »fließen direkt in die weitere Optimierung des Warnmixes ein«, hieß es aus dem Bundesamt. Neben Cell Broadcast, WarnApps, Sirenen und Durchsagen in Radio- und Fernsehsendern gab es am Warntag auch Warnungen auf Stadtinformationstafeln. Mancherorts waren Lautsprecherwagen im Einsatz. Auch Infosysteme der Deutschen Bahn hatten die Warnung verbreitet.
Nach dem Ende des Kalten Krieges waren vielerorts keine Sirenen mehr beschafft oder repariert worden. Inzwischen sind sich Bund und Länder aber einig, dass eine flächendeckende Sireneninfrastruktur sinnvoll wäre. Der Bund hat dazu ein Förderprogramm aufgelegt.
Einige Smartphone-Nutzer hätten über die Nina-App am Warntag keine Warnung erhalten, da sie entweder keinen Live-Standort aktiviert oder keinen Ort in der Warn-App NINA abonniert hatten, teilte das BBK mit. Wer in der App einen Ort abonniert hat, erhält auch jenseits des Warntags Push-Mitteilungen für den jeweiligen Ort, zum Beispiel bei Unwetter, Großbränden oder wenn dort eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft wird.
Der nächste bundesweite Warntag ist laut BBK für den 14. September 2023 vorgesehen. »Die Resonanz bei der Umfrage war überwältigend, und wir nutzen die Erkenntnisse, um die Warnung in Deutschland noch weiter zu stärken«, sagte BBK-Präsident Ralph Tiesler.
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