Am 62. Jahrestag des Mauerbaus ist am Sonntag in Berlin und andernorts an die Opfer des DDR-Grenzregimes erinnert worden. An der Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße in der Hauptstadt kamen zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft zusammen, um der Menschen zu gedenken, die bei Fluchtversuchen starben oder getötet wurden.
Für den Berliner Senat legte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) einen Kranz nieder. »Auch nach so vielen Jahren ist es wichtig, zu erinnern und immer wieder aufs Neue bewusst zu machen, dass Demokratie und Freiheit nicht selbstverständlich sind und dass Menschen für unser wieder vereintes Deutschland und das heutige freie Berlin gekämpft haben oder für ihren Wunsch nach Freiheit sogar gestorben sind«, erklärte Giffey in einem schriftlichen Statement.
Thüringens Ministerpräsident fand emotionale Worte für die Opfer. »Die Mauer zerriss Familien und Freundschaften, sie entwurzelte Menschen und führte zu unfassbar viel Leid«, sagte der Linke-Politiker laut einer Mitteilung der Thüringer Staatskanzlei. Man sei in Gedanken auch bei allen, »deren Streben nach Freiheit zu Bespitzelung, zu Verfolgung und Ausgrenzung oder Haftstrafen führte«.
»Die SED-Führung ließ die Menschen in der DDR einmauern und damit die deutsche Teilung zementieren. Menschen, die zu fliehen versuchten, bezahlten dafür im schlimmsten Fall mit ihrem Leben«, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SDP) laut Mitteilung anlässlich der zentralen Gedenkveranstaltung des Bundeslandes in Teltow. »Das ist bis heute kaum zu ertragen. Umso wichtiger ist es, gegen das Vergessen anzugehen.«
Berlin über mehr als 28 Jahre getrennt
Der Bau der Berliner Mauer hatte am 13. August 1961 begonnen und die deutsch-deutsche Teilung besiegelt. Die Führung der DDR wollte so die massenhafte Abwanderung von Menschen in den Westen Berlins und in die Bundesrepublik stoppen, die die DDR-Wirtschaft bremste und den Staat destabilisierte.
Das rund 155 Kilometer lange Bollwerk zerschnitt Berlin mehr als 28 Jahre lang und trennte den Westteil der Stadt von seinem Umland. Nach Angaben der Stiftung Berliner Mauer wurden während dieser Zeit mindestens 140 Menschen an der Mauer getötet oder kamen im Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben. Außerdem starben demnach mindestens 251 Reisende während oder nach Kontrollen an Berliner Grenzübergängen. Nach Massenprotesten in der DDR wurde die Mauer am 9. November 1989 geöffnet.
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD) schrieb beim Online-Dienst X (ehemals Twitter), Freiheit und Demokratie seien nicht selbstverständlich. »Das bleibt Mahnung an uns alle: Diese Werte gilt es immer, damals wie heute, gegen die zu verteidigen, die sie zerstören wollen.« Auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern erinnerten Politikerinnen und Politiker an den Mauerbau.
© dpa-infocom, dpa:230813-99-821964/5