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FaceApp löst Promi-Hype und Datenschutz-Bedenken aus

Der Zoom ins Rentenalter sorgt für viel Spaß im Netz. Doch bei allem Hype um die Smartphone-Anwendung FaceApp wächst die Sorge um die persönlichen Daten. Der oberste Datenschützer Kelber warnt vor der Nutzung. Und ein US-Demokrat schaltet das FBI ein.

FaceApp
Die von Russland aus betriebene App FaceApp könnte wegen ihres Umgangs mit persönlichen Daten ein nationales Sicherheitsrisiko darstellen. Foto: Jenny Kane/AP
Die von Russland aus betriebene App FaceApp könnte wegen ihres Umgangs mit persönlichen Daten ein nationales Sicherheitsrisiko darstellen. Foto: Jenny Kane/AP

WASHINGTON. Digitaler Spaß oder Sicherheitsrisiko? Die Smartphone-App FaceApp hat aktuell Hochkonjunktur. Millionen Menschen teilen in Sozialen Medien mit Hilfe der App um Jahrzehnte gealterte Bilder von sich.

Auch bekannte Stars wie der kanadische Rapper Drake oder der US-Komiker Kevin Hart befeuern mit gealterten Konterfeis den Hype. Unterdessen gibt es jedoch vermehrt Sicherheitsbedenken. Nun warnt auch der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber vor der Nutzung.

Es gebe die Besorgnis, »dass wichtige persönliche Daten in die falschen Hände geraten könnten«, sagte Kelber (SPD) am Donnerstag in der Radiosendung »SWR Aktuell«. Der Datenschützer monierte unter anderem »schwammige Nutzungsbedingungen«. Besorgniserregend sei auch, dass nur wenig darüber bekannt sei, wer hinter FaceApp stecke.

Die Anwendung bearbeitet mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Bilder von Nutzern und zeigt mit einem Filter auch, wie diese als alte Menschen aussehen könnten. Die App der in Sankt Petersburg ansässigen Wireless Lab gibt es bereits seit 2017 für Android und Apples iOS. Mit ihr lässt sich auch die Hautfarbe oder das Geschlecht eines Gesichts verändern. Nun entwickelt sie sich mit dem neuen Filter allerdings wieder zum Hit in den App Stores. Auf Twitter und Facebook befeuern spezielle »Herausforderungen« (#FaceAppChallenge) den Hype.

Es sei nicht bekannt, welche weiteren Daten bei der Nutzung erhoben werden, sagte Kelber. Außerdem könne es sein, dass persönliche Daten an Dritte weitergegeben würden. »Hier übergeben Sie also ein Foto von sich oder anderen, das biometrisch auswertbar ist, Ihnen also zugeordnet werden kann, an eine dritte, nicht bekannte Person.« Von den Anbietern fordert Kelber, sich an die grundlegendsten Dinge zu halten, etwa einen klaren Ansprechpartner zu benennen.

Hierzulande haben bereits auch viele Promis die Medienwirksamkeit ihrer durch die App gealterten Gesichter erkannt und reihen sich in den Begeisterungsstrudel ein. Rechtlich pikant könnte allerdings auch sein, dass einige Medien ihrerseits Fotos von Prominenten wie Heidi Klum, Dieter Bohlen und Torsten Frings um etliche Jahre gealtert veröffentlichen.

Doch Bedenken, was mit den hochgeladenen Daten geschieht, mehren sich. So forderte der Fraktionschef der Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer, sogar die Bundespolizei FBI zu einer Untersuchung der populären App auf. Die von Russland aus betriebene App könne wegen ihres Umgangs mit persönlichen Daten ein nationales Sicherheitsrisiko sowie eine Gefahr für Millionen US-Bürger darstellen, schrieb er in einem am Mittwoch (Ortszeit) auf Twitter veröffentlichten Brief.

Für die Bearbeitung werden die Bilddateien auf Server hochgeladen und dort berechnet. Die Nutzer müssten dem russischen Unternehmen uneingeschränkten Zugriff auf ihre persönlichen Fotos und Daten gewähren, stellt Schumer in seinem Schreiben heraus. Dies könne aber dazu führen, dass die Bilder künftig öffentlich und privat ohne die Zustimmung der Nutzer benutzt würden.

»Es wäre zutiefst beunruhigend, wenn die sensiblen persönlichen Informationen von US-Bürgern einer feindlichen ausländischen Macht zur Verfügung gestellt würden, die aktiv an Cyber-Angriffen gegen die Vereinigten Staaten beteiligt ist«, schrieb Schumer weiter. Das FBI müsse deshalb untersuchen, ob Daten von US-Bürgern in die Hände der russischen Regierung oder ihr nahe stehenden Stellen gelangten.

Der russische App-Anbieter betont dagegen, dass jeweils nur die von Nutzern ausgewählten Fotos hochgeladen würden. Wie das Magazin »Forbes« berichtet, landen die Fotos auch nicht auf Servern in Russland, sondern auf Servern von Amazon und Google in den USA. Dass die Daten dennoch in Russland ausgewertet werden könnten, sei damit jedoch nicht ausgeschlossen.

Auch sei es unklar, wie viel Zugriff FaceApp-Mitarbeiter auf die hochgeladenen Bilder hätten, schreibt »Forbes«. FaceApp-Gründer Jaroslaw Gontscharow betonte dem Magazin gegenüber, dass die meisten Bilder innerhalb von 48 Stunden nach dem Upload von den Servern wieder gelöscht würden. Nutzer könnten das automatische Löschen auch in den Einstellungen wählen. Gontscharow betonte zudem, dass sein Unternehmen Nutzerdaten weder verkaufe noch an dritte weitergebe. (dpa)