In der EU soll einem Vorschlag der Europäischen Kommission zufolge im Kampf gegen Krebs mehr gegen HPV und Hepatitis-B-Viren getan werden. Die Behörde stellte ihre Empfehlungen am Mittwoch in Brüssel vor. Darin macht sie sich etwa für kostenlose Impfungen stark. »Man schätzt, dass etwa 40 Prozent der Krebsfälle in der EU vermeidbar sind«, teilte die Brüsseler Behörde mit.
Humane Papillomviren (HPV) werden durch Sex übertragen und können unter anderem Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Mund-Rachen-Raum hervorrufen. Eine HPV-Impfung gibt es schon lange. Laut Robert Koch-Institut erkranken in Deutschland im Jahr über 6000 Frauen und rund 1600 Männer an HPV-bedingtem Krebs. Eine Impfung gegen Hepatitis-B kann nach Kommissionsangaben Leberkrebs verhindern.
Ziel sei es, dass sich bis 2030 neun von zehn der infrage kommenden Mädchen und ein bedeutender Teil der Jungen gegen HPV impfen lassen, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Auch bei der Früherkennung sollen die Zahlen besser werden. »Weniger als 50 Prozent der Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, also der Altersgruppe, an die sich die Screening-Programme richten, haben in den letzten zwei Jahren eine Mammografie durchführen lassen«, sagte die Kommissarin, die nach eigenen Angaben selbst an Krebs erkrankt ist.
»Besorgniserregend niedrig«
»Es ist schwierig, Menschen zu sagen, dass sie ihren Lebensstil ändern sollen«, sagte die Gesundheitskommissarin. Aber dies bedeute nicht, dass es nicht versucht werden könne. »Man muss es tun, ohne den Menschen Angst zu machen.« Jedes Jahr werde bei 2,7 Millionen Menschen in der EU Krebs diagnostiziert, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Dies sei mehr als die Bevölkerung Sloweniens. »Dieses Jahr investieren wir fast 120 Millionen Euro in mehrere neue Projekte zur Krebsbekämpfung«, sagte von der Leyen. Das werde helfen, Menschenleben zu retten.
Neben einem einfachen und kostenlosen Zugang zu Impfungen, empfiehlt die Kommission, mehr gegen Falschinformationen zum Impfen zu unternehmen und Daten zu Impfraten besser zu erfassen. Dies könne dabei helfen, Lücken zu schließen. Zudem soll ein Ziel für eine Impfrate bei Jungen gegen HPV festgelegt werden.
Impfungen gegen bestimmte Krebserkrankungen gehen laut einer im November veröffentlichten Analyse der Krankenkasse DAK-Gesundheit in Deutschland bei Kindern und Jugendlichen zurück. Besonders deutlich ist dies bei 15- bis 17-jährigen Jungen, wie eine Auswertung der Krankenkasse unter ihren Versicherten ergab. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte bezeichnet die Impfquote als »Besorgniserregend niedrig«.
Kyriakides kündigte zudem an, dass es im Februar ein Treffen mit Versicherungen und Banken geben solle, bei dem ein Verhaltenskodex unterschrieben werden solle. Damit solle sichergestellt werden, dass jemand, der vor 15 oder 20 Jahren an Krebs erkrankt sei, nicht beim Zugang zu Finanzdienstleistungen diskriminiert werde. So hätten Betroffene etwa davon berichtet, dass es wegen einer Krebserkrankung schwierig gewesen sei, an Kredite für einen Hauskauf zu kommen.
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